In Flensburg gibt es seit vielen Jahrzehnten, teils gar seit mehr als hundert Jahren, eine Vielzahl von Vereinen, die – jeder für sich genommen – auf ihre Art wichtig sind und das Gemeinwohl stärken und beleben. Einer der jüngsten Flensburger Vereine ist auf seine Art auch ein ganz besonderer: der Förderverein Flensburger Kliniken.
Die Vereinsgründung
Noch kein ganzes Jahr alt, die Gründung fand im Oktober 2024 statt, steht dieser Verein heute bereits gut und sicher auf eigenen Füßen, hat sich für den ursprünglichen Gründungszweck längst als wichtig und zielführend erwiesen. Die Ideengeberin, einen solchen Verein hier an der deutsch-dänischen Grenze ins Leben zu rufen, war anfangs Frau Dr. med. Silke Hopf-Jensen, Oberärztin für Radiologie und Neuroradiologie in der Diako Flensburg.
„Wie sind Sie denn dazu gekommen, ausgerechnet in diesem Förderverein den Vorsitz zu übernehmen?“, fragte das Flensburg Journal den 1. Vorsitzenden des Vereins Gerd Pontius. Lächelnd antwortete der Unternehmer und Wirtschaftsberater: „Man hat mich schlicht und ergreifend gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dem Verein „vorzusitzen“. Mit dem Hinweis darauf, dass ich als Flensburger Urgestein hier oben im hohen Norden doch gut vernetzt sei und als Selbständiger aus der freien Wirtschaft doch auch prädestiniert für eine solche Tätigkeit sei. Anfangs noch „kalt erwischt“ von diesem Ansinnen, zögerte ich zunächst, doch je länger ich mich gedanklich mit der Vereinsgründung und einer solch interessanten Aufgabe befasste, umso mehr packte mich der Ehrgeiz, bei einem dermaßen wichtigen und zukunftsweisenden Projekt dabei sein zu wollen …“

Ziele des Vereins: Die Akutversorgung der Patienten in unserer Region zu verbessern und Flensburg als medizinischen Zukunftsstandort zu sichern
Die Projekte des Fördervereins haben ihren Schwerpunkt in innovativen Technologien vor allem in der Diagnose und Behandlung akuter Erkrankungen oder Verletzungen. Bei einem Schlaganfall, einem Herzinfarkt oder einer Kopfverletzung kommt es oft auf jede Minute an. Dann hilft es wenig, dass der Patient möglicherweise in Hamburg mit neuester Technik akut versorgt werden könnte. Über die Arbeit des Vereins soll sichergestellt werden, dass er bereits vor Ort bestmöglich und auf dem neuesten Stand der Technik behandelt werden kann. Und das Innovationstempo in der Medizin ist so rasant, dass die Krankenkassen, die Gesundheitssysteme und erst recht nicht die kleinen regionalen Krankenhäuser ohne Unterstützung diesem Tempo folgen können. Somit ist jeder Beitrag aus dem Förderverein nicht nur eine Investition in den Klinikstandort Flensburg, sondern er motiviert auch Ärzte und medizinisches Personal, im hohen Norden zu verbleiben und in unserer Region zu arbeiten.
„Der klinikunabhängige, gemeinnützige Förderverein wird sowohl von engagierten Bürgerinnen und Bürgern unserer Region als auch von den Verantwortlichen, sprich den Medizinern, Verwaltern und anderen Angehörigen der Flensburger Kliniken getragen“, betont der 1. Vorsitzende des Vereins, Gerd Pontius. Er soll sowohl Patientinnen und Patienten als auch dem medizinischen Personal direkt zugutekommen. Dabei unterstützt der Verein alle Flensburger Kliniken, neben der Diako und dem St. Franziskus-Hospital auch das Katharinen Hospiz sowie die Fachklinik für Psychiatrie und die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, und später selbstverständlich auch das künftige gemeinsame Flensburger Krankenhaus, das „Fördeklinikum Katharinen-Hospital“.
Der Verein rund ein Jahr nach Gründung
„Der Förderverein Flensburger Kliniken zählt heute etwa 70 Mitglieder – mit steigender Tendenz nach oben. Mitglied im Verein kann jedermann/jedefrau werden, ein einfaches Mitglied zahlt einen Jahresbeitrag ab 30 Euro, Paare sind mit einem Mindestbetrag von 45 Euro dabei, Firmen je nach Größe etwas mehr. Ziel unseres Vorstandes ist es, den Verein auf eine möglichst breite Basis von Unterstützern in unserer Region zu stellen. Es geht nicht nur ausschließlich darum, so viele Zahler wie möglich zu gewinnen, mindestens genauso wichtig ist es uns, die Informationen über das Wirken des Vereins zu streuen und zu verbreiten und ihn in der Stadt und im Umland zu etablieren. Aktuell arbeiten wird daran, die namensgebende Kommune, die Stadt Flensburg, ebenso wie die umliegenden Gemeinden als Mitglieder im Verein zu gewinnen“, verrät uns der 1. Vorsitzende weiter im Gespräch. Als stellvertretende Vorsitzende steht ihm die ehemalige Chefärztin der Inneren Medizin des St. Franziskus-Hospitals zur Seite, Frau Prof. Dr. med. Nadezda Basara. Dr. Silke Hopf-Jensen und Dr. Anne Marie Asemissen für die medizinische Kompetenz sowie Brigitte Erichsen, Laura Nicolaisen und Bente Asmussen für die Bereiche Marketing, Organisation und Finanzen komplettieren den Vorstand.
Wie arbeitet der Verein?
„Der Förderverein Flensburger Kliniken kümmert sich ausschließlich um die Auswahl der zu unterstützenden Projekte und deren Finanzierung über das Einwerben von Geldern. Alle anderen Belange rund um die Krankenhäuser herum wie Organisation, Personal, Politik usw. liegen ausschließlich verantwortlich bei den Kliniken.“
„Unsere Investitionen werden auf Empfehlung des Wissenschaftsbeirats getätigt – natürlich nach vorheriger Prüfung und anschließender Freigabe durch den Vorstand des Vereins“, beschreibt der 1. Vorsitzende den üblichen Ablauf einer Bewilligung.
„Im Übrigen ermuntern wir und fordern wir die verantwortlichen Mediziner geradezu dazu auf, uns mitzuteilen, wofür sie dringend Geld bräuchten: Leitet bitte ganz konkret eure Anträge für die Beschaffung wichtiger und neuartiger medizinischer Gerätschaften und Innovationen wie neue Software und Ähnliches an uns weiter!“
Worauf Gerd Pontius besonders hinweist? „Die Mediziner zeigen großes Interesse an einer möglichen Unterstützung durch unseren Förderverein – das merken wir an zahlreichen Projekten, die mittlerweile an uns herangetragen wurden und immer noch werden!“
Es handelt sich dabei überwiegend um Gerätschaften und oder auch um Software, die den deutschen Kliniken und Krankenhäusern von staatlicher Seite sowie von den Krankenkassen nicht oder noch nicht finanziert werden – sei es, weil diese zu teuer oder zu neu sind oder sich die Entscheidungsgremien noch nicht auf eine Unterstützung verständigen konnten.
„Die Spendenbereitschaft ist bemerkenswert groß und sehr erfreulich, es sind bis Ende Juli 2025 schon mehr als 280.000 Euro an Spenden durch private Unterstützer oder Unternehmen auf unserem Vereinskonto eingegangen.“

Erste Projekte sind schon erfolgreich umgesetzt
Als erstes bereits verwirklichtes Projekt gilt die Anschaffung eines sehr speziellen 3D-Druckers, der Gelenke nach komplexen Frakturen plastisch nachbilden kann. Dieser Drucker – ein Unikat und extra angefertigt – kostete circa 8.000 Euro, mit einer Spende von über 6.700 Euro beteiligte sich die NOSPA dankenswerterweise an diesem Projekt.
Die präoperative 3D-Modellierung komplexer Gelenkverletzungen mittels eines 3D-Drucks stellt schon einen großen Fortschritt dar. „Besagter 3D-Drucker, wie erwähnt eine Spezialanfertigung, bildet Gelenkverletzungen präzise ab – noch vor dem operativen Eingriff. Studien zeigen, dass diese Technik zu besseren Operationsergebnissen führt“, freuen sich die verantwortlichen Mediziner aus der Unfallchirurgie. „Ein solches Projekt wird von den Krankenkassen leider nicht finanziert“, bestätigt uns Gerd Pontius.
Beim zweiten Projekt geht es um die „Zerebrale Sauerstoffpartialdruckmessung zur Behandlung von schweren Schädel-Hirn-Verletzungen und -Erkrankungen“. Mittels einer speziellen und implantierten Sonde kann der Sauerstoffgehalt im Hirn gemessen werden – ein wichtiges Frühwarnsystem bei Schlaganfällen. Die leitenden Ärzte sind begeistert: „Diese noch recht neue Technik verbessert nachweislich die Überlebensraten und die Erholung der Patientinnen und Patienten.“
Das dritte bislang verwirklichte Projekt hat es ermöglicht, bei anstehenden Brustkrebs-Operationen in Flensburg den Patientinnen einen zuvor nötigen zusätzlichen Stress zu ersparen. Bislang mussten hiesige Patientinnen zur Vorbehandlung stets nach Rendsburg reisen – dank der Anschaffung eines Sentimag-Systems samt magnetfreiem Operationsbesteck können jetzt viele Brustoperationen ohne die zusätzliche Fahrt nach Rendsburg vorgenommen werden.
„Zahlreiche Unternehmer des Bürgerwindparks Medelby zeigten sich bei einer Vorführung des neuartigen Sentimag-Systems beeindruckt und haben spontan die Finanzierung übernommen“, freut sich der Vorsitzende des Fördervereins.
In anderen Einrichtungen, etwa am Universitätsklinikum Kiel, ist diese Form der gezielten Projektförderung mit Hilfe eines Fördervereins längst etabliert. Projektunabhängige Spenden sind übrigens nicht nur von Unternehmen oder auch von Privatpersonen möglich, sogar Kommunen dürfen entsprechende Spenden zur Verfügung stellen.
Erfolgreiche Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin
Ein KI-basiertes Projekt ist das bisher teuerste und wohl auch revolutionärste in der Vereinsgeschichte. „Zur Früherkennung bei Schlagfällen verfügt die Diako seit Anfang Juli 2025 über eine KI-basierte Software, die wesentlich schneller und sehr viel präziser bei der Auswertung von bildgebenden Verfahren arbeitet, als wir es zuvor kannten“, freuen sich die beiden Fachmediziner Dr. Silke Hopf-Jensen und Prof. Dr. Henning Stolze. „Geschätzte 600 Patienten haben in nur einem Monat von dieser tollen Neuerung profitiert, ein echter Quantensprung für uns in Flensburg!“ Gerade bei einem erlittenen bzw. vermuteten Schlaganfall gilt der Kernsatz: „time is brain“, frei übersetzt „Zeit rettet Hirn“.

Leider ist immer noch zu vielen Menschen nicht bewusst, wie unheimlich wichtig der Faktor Zeit bei diesem Krankheitsbild ist. „Die ersten Stunden sind entscheidend, nur bei rechtzeitiger Diagnose und entsprechend zeitnaher Behandlung können dem Schlaganfallpatienten eine Menge schwerer und schwerster Folgen erspart bleiben. „So ist uns wirklich jedes Mittel recht, um Zeit zu sparen, die erste KI-basierte Software in Flensburg hilft uns essentiell auf dem einstmals beschwerlichen Weg, die Schlaganfalldiagnostik „zu revolutionieren“.“ Die Anschaffung war übrigen nicht gerade preiswert: „Sie ist aber für alle Betroffenen unbedingt ihren Preis wert“, weiß Professor Stolze. Die Kosten beliefen sich immerhin auf etwa stolze 120.000 Euro – rund die Hälfte der Anschaffungskosten hat dankenswerterweise die VR Bank Nord übernommen!
Kontakt und Infos zum Förderverein Flensburger Kliniken
Die grundlegenden Informationen sind auf der Homepage www.ffk-fl.de nachzulesen. Ein Beitrittsformular kann ebendort heruntergeladen werden. Eine Mail bei eventuellen Fragen senden Sie bitte an diese Adresse: info@ffk-fl.de.
Spendenkonto bei der VR Bank Nord eG
Iban DE54 2176 3542 0001 5042 23
Bic GENODEF1BDS
Das Flensburg Journal ist sehr angetan vom Einsatz der in diesem Förderverein tätigen Ehrenamtlern. Machen Sie weiter so auf Ihrem eingeschlagenen Erfolgsweg, auf dass die medizinische Versorgung der Menschen in unserer Region auch künftig so tatkräftig unterstützt und gestärkt werde!
Mit dem 1. Vorsitzenden sprach Peter Feuerschütz
Fotos: Diako, privat















