Fast sein gesamtes bisheriges Leben hat sich in unmittelbarer Nähe der deutsch-dänischen Grenze abgespielt, teilweise sogar in Sichtweite der markanten „Trennungslinie“. „Grenzen haben schon immer etwas in meinem und mit meinem Leben gemacht“, weiß Sven Ritter, unser heutiger Gesprächspartner, zu erzählen. „Ich bin ein typisches Kind der Grenzregion, habe auf beiden Seiten des Grenzzaunes meine Wurzeln, bin zudem auch noch in anderer Hinsicht ein Mensch, der sich regelmäßig in Grenzbereichen bewegt“, schiebt der schlanke Endfünfziger schmunzelnd nach. Doch einmal der Reihe nach …

Das 2023er Trikot

Ein Zöllnerkind

Geboren ist Sven Ritter im Jahre 1966, in Niebüll. Sein Vater war von Beruf Zollbeamter, somit war Sven von klein auf schon immer mit den anfallenden Alltags-Umständen im Grenzbereich betraut. „Wir sind bedingt durch Vaters Beruf häufiger umgezogen in jenen Jahren, allerdings haben wir stets in unmittelbarer Nähe der Grenze gewohnt, so etwa in Pepersmark, Aventoft, oder in Ellund.

Eingeschult wurde ich als 6jähriger Steppke noch im nordfriesischen Neukirchen, aber schon kurze Zeit später musste ich zur Grundschule nach Handewitt wechseln.“ Seine weitere Schullaufbahn führte ihn an die Realschule nach Schafflund, die er nach relativ unspektakulärem Durchlaufen mit dem Realschulabschluss in der Tasche einige Jahre später wieder verließ.

Das Berufsleben beim BGS

Mit dem erfolgreichen Schulabschluss bewarb Sven sich für eine Beamtenlaufbahn bei der Bundespolizei, damals noch dem Bundesgrenzschutz. „Bundesgrenzschutz“ (BGS) ist die ehemalige Bezeichnung der 2005 in Bundespolizei umbenannten Sonderpolizei des Bundes der Bundesrepublik Deutschland. Eigentlich ist unser Protagonist in jenem Beruf nie zu 100% glücklich geworden, wie er freimütig einräumt. Doch seine Maxime lautete stets: „Was du einmal angefangen hast, solltest du auch zu einem guten Ende bringen.“ Durchhalten war also angesagt, besonders schwer ist ihm das auch nicht gefallen. „Allerdings war die ständige Unsicherheit vor einer Versetzung nicht in meinem Sinne: Meine dienstlichen Stationen hießen unter anderem Lübeck, Ratzeburg, Sankt Augustin bei Bonn, Bredstedt.“

Seinen gemeldeten offiziellen Heimatwohnsitz hatte er nach bestandener Laufbahnprüfung beim BGS nach Harrislee verlegt, ein paar Jahre später zog es ihn das erste Mal direkt nach Flensburg: in die Straße Reepschlägerbahn. Beide Heimatwohnsitze waren jedoch nicht von Dauer – er war auch meist nur an seinen freien Wochenenden oder während der Urlaubszeiten mal zu Hause. Mittlerweile hatte Sven geheiratet, eine junge Frau von der „anderen Seite der Grenze“: eine dänische Staatsbürgerin. Recht bald schon wuchs die Beziehung zu einer vierköpfigen Familie auf, zwei gemeinsame Töchter wurden geboren.  

Wohnsitzwechsel über die Grenze

Nicht zuletzt auf Wunsch seiner Ehefrau zog die kleine Familie Ritter ins benachbarte Dänemark um. Sie ließen sich in Pattburg nieder. Der Erwerb eines Eigenheims war beim nördlichen Nachbarn sehr viel günstiger als hierzulande, zudem sollten die Kinder dort groß werden – wenngleich beide Töchter zweisprachig aufwuchsen. Die ersten Jahre klappte das Zusammenleben recht gut, doch die Beziehung war nicht von Dauer, nach rund 10 Jahren wurde Sven von seiner Frau geschieden, damit war die gemeinsame Zeit im eigenen Haus in Pattburg beendet.

Neben Beruf und Familie war Sven schon immer sportbegeistert, spielte als Jugendlicher erst noch leidenschaftlich gern Fußball, wandte sich aber schon als junger Erwachsener dem Volleyball zu. Im Jugendfußball war seinerzeit mehr Kraft als Technik, Spielwitz und Übersicht gefragt. Umso intensiver begann er Volleyball zu spielen. Nach 20 Jahren beim Handewitter SV begann er zusätzlich in Dänemark zu spielen und hatte dort schnell zahlreiche Bekanntschaften und Freundschaften geknüpft. Dem Sportverein Bov IF war Sven bereits in den Neunzigern beigetreten. Er spielte selbst und trainierte Jugendliche im Volleyballsport. Da er nach der Trennung von der Ehefrau noch rund 10 weitere Jahre im eigenen Haus in Pattburg wohnte, wurde er nach und nach im Nachbarland vollständig integriert.

„Ich habe in jenen Jahren meine anfangs noch rudimentären dänischen Sprachkenntnisse stetig verbessert, habe mehrere dänische Sprachkurse besucht. Dadurch verbesserten sich meine Kenntnisse gewaltig, zudem konnte ich den anderen Kursteilnehmern – darunter viele Einwanderer mit keinen oder nur geringen sprachlichen Vorkenntnissen – so gut zur Seite stehen, ihnen bei der Integration in Dänemark behilflich sein und ihre Gefühle besser verstehen“, erzählt Sven von seinen Bemühungen um Integration seiner Mitstreiter in den Sprachkursen. BGS – war das schon alles?
Sven Ritter wusste bereits, dass er nach Möglichkeit einen weiteren Schulabschluss erwerben wollte – irgendwann einen Berufswechsel anstreben wollte: Der Wunsch für einen anderen Bildungsabschluss war in seinem Kopf stets präsent. Ein erster Versuch scheiterte noch, doch brachte ihn ein guter Freund und Kollege vom BGS in seiner „Bonner Zeit“ auf die Idee, doch das Abitur an einem Abendgymnasium nachzuholen. Mit diesem Gedanken freundete Sven sich immer mehr an, doch erst nach der dienstlichen Versetzung zurück in den hohen Norden nach Bredstedt nahm er das geplante Vorhaben tatsächlich in Angriff.
Zu seinem Glück passte es, dass der Dienstalltag in Bredstedt den Besuch einer Abendschule ohne Probleme ermöglichte. „Einen Antrag habe ich damals nicht gestellt, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass man dort froh war, dass ich mich neben dem Dienst sinnvoll beschäftige.“

Abitur am Abendgymnasium

Die kommenden Jahre mit Tagesdienst beim BGS und abendlicher Schule waren von der Zeit her gut gefüllt. Sven schrieb sich ein am Abendgymnasium in Flensburg, in der Elbestraße. Der Einstieg klappte gut, dazu kam noch: „Ich hatte seinerzeit tagsüber häufiger Gelegenheit, in der Dienstzeit für die Schule zu lernen“, erinnert sich Sven an die Doppelbelastung. „Wenn mir dann mal alles zu viel wurde, schnürte ich die Laufschuhe und drehte eine längere Runde.“ Bereits mit 20 Jahren hatte er angefangen, regelmäßig zu laufen. Das war beim Grenzschutz kein Problem, der Sport hatte dort einen enorm hohen Stellenwert, wurde stets gefördert. Im Alter von 27 Jahren war es dann soweit: Sven schaffte den Schulabschluss am Abendgymnasium, hatte – endlich – sein Abitur in der Tasche. Um einen adäquaten Job danach hatte er sich auch schon Gedanken gemacht. Über ein Jahr vor dem möglichen „Abi“ hatte er bereits erste Bewerbungen an diverse Firmen und Behörden versandt – er wollte rechtzeitig wissen, wie es um seine beruflichen Chancen mit Abitur stehen würde.

Einsatztraining 1988 in Bonn

Vom Bundesbeamten zum Landesbeamten

Eine seiner Bewerbungen versandte Sven an das Finanzamt Flensburg, den Tipp erhielt er von seinem Vater. Die Behörde lud den jungen Mann zum Bewerbungsgespräch sowie zu den obligatorischen Einstellungstests ein. Offensichtlich schnitt der frischgebackene Abiturient bei diesen Vorstellungen und Testveranstaltungen entsprechend gut ab, denn es gab eine Zusage vom Finanzamt Flensburg an den Bewerber vom BGS!

Sven wurde vom Finanzamt Flensburg eingestellt, vorerst als Beamter auf Widerruf. Im August 1993 wurde er aus dem Beamtenverhältnis beim BGS entlassen, dann zeitgleich wieder zum Beamten ernannt – diesmal auf Landesebene im gehobenen Dienst. Es folgten diverse hausinterne Schulungs- und Fortbildungsmaßnahmen (entsprechend dem heutigen Dualen Studium). „Das damalige „Studium“ war beileibe nicht einfach“, denkt Sven an seine Anfangszeit als Finanzbeamter zurück. „Familie, Sport und Studium waren kaum in Einklang zu bringen. Doch erneut kam mir mein Durchhaltevermögen zugute; ich biss mich sozusagen durch, schaffte im zweiten Anlauf das Examen.“ 

Nun hatte er sein selbstgestecktes Berufsziel erreicht! „Die Praxis in jenem Beruf fiel mir schon von Anfang an relativ leicht; mit der anspruchsvollen Ausbildung hätte ich auch Steuerberater werden können!“

Das zweite Berufsleben

Die vielfältigen Tätigkeiten als Finanzbeamter im gehobenen Dienst sagten ihm von Anfang an zu. „Die Arbeit hat mir stets Spaß gemacht, ich brauchte keine besonderen Motivationsschübe – das war mein Ding“, versichert uns Sven durchaus glaubhaft. Hinzu kam etwas, was er in seinem vorherigen Berufsleben stets vermisst hatte.

„Die Arbeitszeit ist und war immer so gestaltet, dass ein fester Tagesablauf vorhersehbar war, keine Dienste an Wochenenden oder zu nachtschlafender Zeit angesetzt wurden. Diese Regelmäßigkeit lernte ich jetzt wirklich zu schätzen.

Und auch der Umgangston in der zivilen Verwaltung ist wertvoll.“ Heute ist Sven in der Finanzverwaltung als Prüfer im Außendienst tätig, genießt die damit einhergehende eigenverantwortliche Tätigkeit. „In den Corona-Jahren habe ich viele Arbeitsstunden im Home-Office geleistet, ja leisten müssen. Auch heute besteht noch diese Möglichkeit, doch ist mir auch der regelmäßige Kontakt zu den Kollegen vor Ort im Amt wichtig, deshalb findet bei mir kaum noch Arbeit zuhause statt.“

Die erste Familie

Die beiden Töchter aus seiner ersten Ehe sind längst erwachsen, 30 und 28 Jahre alt. „Als Psychologin und Ergotherapeutin haben beide ihren Lebensweg gefunden“, und Sven ist zu Recht stolz auf seine Kinder. „Wir haben guten und regelmäßigen Kontakt zueinander, im Übrigen auch zu meiner Ex-Frau. Beide Töchter leben seit Jahren in Dänemark, sind zweisprachig.“

Svens heutige Lebenssituation

„Vor nunmehr rund 16 Jahren – im Jahr 2007 – habe ich meine jetzige Frau kennengelernt. Nachdem wir ein gutes Jahrzehnt lang ohne Trauschein zusammengelebt haben, haben wir dann doch noch geheiratet, das war im Jahr 2018“, erzählt uns Sven über seinen Familienstatus. „Wir sind eine Patchwork-Familie, wie sie im Buch steht“, ergänzt unser Protagonist. „Auch meine Frau hat zwei mittlerweile erwachsene Kinder aus einer vorherigen Beziehung. Alle haben sich immer prächtig verstanden.“

Flensburg als Lebensmittelpunkt

Seit gut zehn Jahren hat sich die Familie Ritter nun Flensburg als Lebensmittelpunkt auserkoren. „Ich habe zwar gern im eigenen Haus in Pattburg gewohnt und dort gelebt, doch ist das Leben in einem eigenen Haus mit dazugehörigem Grundstück auch mit recht viel Arbeit und dem entsprechenden Zeitaufwand verbunden. Dazu hatten wir inzwischen keine große Motivation mehr in uns verspürt – wir wollten wieder in die Stadt und in eine „pflegeleichte“ und dennoch schöne Eigentumswohnung in guter Wohnlage ziehen.“ Sie machten sich auf die Suche, wurden schließlich im Jahr 2013 fündig. „Wir fanden und erwarben unsere jetzige Wohnung in der Kantstraße, die alle von uns angestrebten Vorbedingungen und Wünsche erfüllte. Seit unserem Einzug etwas später im Jahr 2014 sind wir hier glücklich und zufrieden!“

Sven und der Sport

Wie erwähnt spielte Sven anfangs noch Fußball, kam jedoch bereits mit 16 Jahren zum Volleyball, war in Sportvereinen in Handewitt auf deutscher und später in Holbøl (deutsch: Holebüll) auf dänischer Seite aktiv. Er war in beiden Sportvereinen auch jahrelang als Jugendtrainer im Einsatz. Zudem war er seit 1988 als Individualsportler aktiv, seit er noch beim BGS das Laufen für sich entdeckt hatte. In Dänemark schloss er sich dem dortigen Laufverein Bov IF an und nahm an diversen Marathonläufen teil. Ganz allmählich verschwendete Sven auch schon mal einen Gedanken daran, den Triathlonsport zu betreiben. „Ein Rennrad hatte ich bereits, die eine oder andere  Trainingsrunde auf dem Rad habe ich zwischendurch immer mal wieder absolviert – doch das Schwimmen hätte ich auch noch üben müssen, dazu fehlte mir vorerst die nötige Lust, Zeit und Gelegenheit.“ So blieb es vorerst bei solchen Gedankenspielen. Das änderte sich allerdings nach dem Hausverkauf und dem Umzug nach Flensburg. Außerdem löste sich der ballverliebte Sportler vom Volleyball. „Jetzt war auf einmal die Zeit dafür da“, erzählt Sven von seiner veränderten Lebenssituation.

BGS Volleyball 1988

Vom Ballsportler zum Ausdauerathleten

„Mit der Teilnahme am OstseeMan 2013 bin ich endgültig zum Ausdauersportler avanciert“, schildert Sven seine Entwicklung vom Volleyballer hin zum Triathleten. „Ich habe damals als Drittel einer Staffel dort teilgenommen; ich übernahm in meiner Staffel die mittlere Position des „Radfahrens“. Direkt am 1. Januar 2013 habe ich mit dem gezielten Training für die zu absolvierende Raddistanz beim OstseeMan begonnen, entsprechend gut vorbereitet war ich schließlich für das Rennen, das wie immer im Sommer des Jahres am ersten August-Wochenende stattfand!“

Spätestens mit besagter Teilnahme am OstseeMan hatte Sven Gefallen gefunden am Triathlon. „Mich faszinierte die Ausdauerbelastung, ich wollte ganz bewusst an meine körperlichen Leistungsgrenzen gehen.“ Womit wir wieder beim Begriff „an die Grenzen gehen“ wären – wie eingangs beschrieben …

„Direkt ein Jahr später, am 1. Januar 2014, fing ich intensiv mit dem Schwimmtraining an, wollte alle drei Disziplinen eines Triathlons bewältigen können.“ Mit dem ihm eigenen Ehrgeiz und Durchhaltevermögen schaffte er sein gestecktes Ziel. Nahm er am OstseeMan 2014 noch einmal als Teilnehmer in einer Staffel teil, hat er im Folgejahr 2015 erstmals als Einzelstarter den OstseeMan absolviert. In den Folgejahren ist er auch an anderen Ausdauerwettbewerben an den Start gegangen, so unter anderem beim Iron Man in Hamburg.

„Ganz aktuell habe ich beim OstseeMan 2023 mitgemacht, bin über die Mitteldistanz im Schwimmen und beim Radfahren gestartet. Und für das kommende Ereignis in 2024 habe ich bereits meine Teilnahme-Meldung abgegeben“, ist Sven in seinem Tatendrang kaum zu bremsen. Seit einigen Jahren ist er Mitglied im hiesigen Triathlon-Verein TriVelos Flensburg.

„Team Rynkeby“ Flensburg

Vor gut drei Jahren hat Sven eine neue Leidenschaft für sich entdeckt, die eng mit seinen sportlichen Ambitionen verknüpft ist. Er hatte von einer Info-Veranstaltung gehört, auf der über ein ganz besonderes Projekt berichtet werden sollte. Er nahm an besagtem Informationsabend teil, war gleich sehr angetan von dem, was dort vorgestellt wurde. Es ging dabei um die Gründung eines „Teams Rynkeby“ in Flensburg.

Team Rynkeby Flensburg vor dem Start nach Paris

Die Idee, auf sportliche Weise Geld für gute Zwecke beschaffen, entstand vor vielen Jahren beim dänischen Getränkehersteller Rynkeby. Eine sportbegeisterte Gruppe von Mitarbeitern fasste den Plan, sich die letzte Etappe der Tour de France vor Ort in der französischen Hauptstadt anzusehen und selbst nach Frankreich zu radeln. Man sammelte für die Reisekasse, fuhr nach Paris und stellte nach der Rückkehr fest, dass noch ein ansehnlicher Betrag übrig war. Schnell war man sich einig, das Geld für eine Krebsstation zu spenden. Das war von 20 Jahren der Startschuss für die Rynkeby-Teams, zu denen auch die neue Flensburger Gruppe gehören sollte.

„Die Idee fand ich fabelhaft, zudem auch meine Partnerin an dem Projekt als Begleiterin mitarbeiten und mitmachen konnte. Wir meldeten uns an für das Projekt „Team Rynkeby“ Flensburg, sind seit der Gründung in 2020 mit viel Einsatz und Herzblut bei der Sache!“, weiß Sven zu erzählen. „Im ersten Jahr 2020 fand Corona-bedingt leider „nur“ eine Tour durch Schleswig-Holstein statt. Als dann der erste Kapitän des Rynkeby-Teams Flensburg ausfiel, wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, den Posten des Kapitäns zu übernehmen.“ Nach kurzem Überlegen sagte er zu, Sven Ritter nahm die Herausforderung, als Kapitän des Rynkeby-Teams Flensburg zu fungieren, an.

Kapitän des Rynkeby-Teams Flensburg

Mit dem ihm eigenen Elan und Schwung nahm Sven die anfallenden Aufgaben an. Es musste ein teilweise neues Team aufgestellt werden, die organisatorischen Einzelheiten einer Fahrrad-Tour mit einer größeren Gruppe von Athleten von Flensburg nach Paris – durch mehrere Länder und über eine Distanz von rund 1.200 km – waren immens. Die logistische Herausforderung, das nötige Equipment für 30 Leute, Buchungen von Unterkünften, Transport und Bereitstellung von Ersatzteilen, Verpflegung, persönliche Sachen wie Ersatzbekleidung usw. 

Mehr als 30 Radsportler und Supporter aus Flensburg (neben einigen aus Hamburg, die sich dem Flensburger Team anschlossen) sind im Juli 2023 vom 9. bis zum 16. des Monats im Team Rynkeby Flensburg für einen guten Zweck unterwegs gewesen. Sie traten in die Pedale, um Geld für die Deutsche Kinderkrebsstiftung einzuwerben.

Das Team Flensburg hatte bereits im Vorjahr 2022 mit drei weiteren Teams aus Deutschland erfolgreich an der Paris-Tour teilgenommen und dabei Spenden für die Deutsche Kinderkrebsstiftung gesammelt.

In 2023 konnten im Vorfeld erneut diverse Trikotsponsoren gefunden und akquiriert werden, die erheblich zum Spendenerfolg beitrugen. Zusätzlich durfte sich das Team im Rahmen eines Heimspiels der SG Flensburg-Handewitt in der Campushalle präsentieren und vorstellen. Die Zuschauer waren begeistert, unterstützten die Aktion mit Spenden in Höhe über 2.100 €. Bislang sind über 50.000, – € an Spendengeldern eingeworben worden. Alle Sponsoren- und Spendengelder gehen zu 100 % an die Kinderkrebsstiftung. Und, ganz wichtig: Die Aktiven und die zahlreichen Supporter und Begleiter der Radler zahlen sämtliche Kosten, wie die Anschaffung der einheitlichen Fahrräder und Trikots sowie die Kosten für die Unterkünfte unterwegs, selbst aus eigener Tasche.

Die diesjährige Tour widmete das Team übrigens der sechsjährigen Mara. Das von der Ostseeinsel Fehmarn stammende Mädchen zählt zum Bekanntenkreis eines Team-Mitglieds. Mara ist an Leukämie erkrankt. „Auf unseren Trikots können Unternehmen gegen entsprechende Spenden für sich werben. Ab einem Betrag von 2.500 Euro aufwärts bekommen sie eine Werbefläche“, erklärt Sven Ritter als der Chef des Flensburger Rynkeby-Teams.

International breit aufgestelltes Gesamt-Team

Inzwischen besteht das komplette Rynkeby-Gesamt-Team aus rund 2.400 Radfahrerinnen und Radfahrern und 550 Mitgliedern der Unterstützer-Gruppen, verteilt auf 65 regionale Teams in neun Ländern. Sie alle haben ein sportliches Ziel: die jährliche Tour nach Paris. Ihr eigentliches Ziel, krebskranken Kindern zu helfen, erreichen sie durch Sponsorengelder. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Im Jahr 2021 unterstützten mehr als 6500 Sponsoren das Projekt durch Geld- oder Sachleistungen. So konnten von allen 65 Teams insgesamt 9,74 Millionen Euro an Organisationen gespendet werden, die schwerkranke Kinder unterstützen.

Im Jahr 2022 fand die Übergabe sämtlicher Spenden Deutschlands im Flensburger Logenhaus statt: in feierlicher Atmosphäre konnten die deutschen „Rynkeby-Teams“ weit über 300.000 Euro an die „Deutsche Kinderkrebsstiftung“ übergeben. Sven Ritter ergänzt: „Die beteiligten Radsportlerinnen und -Sportler investieren nicht nur Kraft, Ausdauer und Urlaubstage für die Aktion. Wir zahlen bei der Paris-Tour alles selbst, vom Trikot über das Rad bis zu den Unterkünften an der Strecke. Sogar die ehrenamtlichen Service-Teams zahlen alles selbst. So ist sichergestellt, dass jeder von den Sponsoren gezahlte Euro auch tatsächlich bei den Empfängern ankommt!“ Im Falle der fünf deutschen Teams ist der Empfänger der Spenden die Deutsche Kinderkrebsstiftung.

Ausblick

Wie es mit seiner Tätigkeit als Kapitän des Rynkeby-Teams weitergehen wird, hat Sven Ritter noch nicht abschließend für sich entschieden.

„Seit drei Jahren bin in der Funktion tätig, habe feststellen müssen, dass der „Job“ durchaus seinen ganzen Mann fordert. Neben der sportlichen Herausforderung beschäftigt einen eigentlich permanent die dazugehörige Logistik dieser Tour nach Paris. Meine Ehefrau hat schon entschieden, dass sie im kommenden Jahr nicht mehr dabei sein wird, sie wird „aussteigen“.“ Und er ergänzt: „Ich merke zunehmend am eigenen Leibe, dass einen die Kapitänsrolle „auffressen“ kann, und auch ich muss mit meinen Kräften haushalten.“ Gern würde Sven also die Kapitänsbürde in andere Hände übergeben, den „Stab“ sozusagen weiterreichen wollen. „Dazu muss aber noch ein geeigneter Nachfolger gefunden werden“, klärt er auf.

Feier der Ankuft von über 60 Teams in Paris

Wir sind gespannt, ob es unserem Protagonisten gelingen wird, einen geeigneten Nachfolger zu finden für den aufwendigen Job eines Team-Kapitäns. Das Flensburg Journal bedankt sich bei Sven Ritter für ein interessantes und kurzweiliges Gespräch, wünscht ihm für die Zukunft alles Gute – sowohl im privaten als auch im sportlichen Bereich!

Mit Sven Ritter sprach Peter Feuerschütz, Fotos: Benjamin Nolte, Jörn Lützen, privat    

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