„Morbus Parkinson, das sind doch die Leute, die so zittern“
Die Parkinson-Krankheit ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland, weit über 300.000 Menschen sind betroffen. Morbus Parkinson oder auch nur Parkinson genannt, gehört zu den acht häufigsten neurologischen Erkrankungen. Diese sind: Kopfschmerzen und Migräne, Schlaganfall, Alzheimer, Epilepsie, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Hirnentzündungen und Hirntumore.
Die Erkrankung Morbus Parkinson bricht meist im Alter zwischen 50 und 60 Jahren aus. Nur etwa 5-10% der Erkrankten kämpfen bereits deutlich vor diesem Lebensalter mit den ersten Krankheitssymptomen. In den letzten Jahren stieg dieser Teil bedauerlicherweise an. Parkinson ist eine chronisch neurologische Erkrankung des Nervensystems, Männer erkranken zu 50% häufiger als Frauen. Dabei sterben die das Dopamin produzierenden Zellen im Gehirn ab, die für die Steuerung von Körperbewegungen benötigt werden. Der Mangel an Dopamin führt dann zu den äußerst unangenehmen Symptomen, die landläufig bekanntesten Symptome wie das Zittern, aber auch Sprachstörungen und Muskelsteifheit in Armen und Beinen zählen dazu.
Eine Diagnose ist nicht leicht zu erstellen, da es keinen Bluttest gibt, der diese Erkrankung eindeutig beweist. Erste unspezifische Anzeichen treten bereits Jahre vor der Diagnosestellung auf wie Störungen des Geruchssinns, Schlafstörung, Verstopfung, Stimmungsschwankungen. Diese werden häufig anderen Erkrankungen zugeordnet wie Stress, Erschöpfung oder einfach dem Alter. Typische Störungen treten meist erst Jahre später auf.
Für ein genaueres und definiertes Krankheitsbild werden in einem Anamnese-Gespräch mit dem Arzt (Neurologen) die Beschwerden der betroffenen Patienten kategorisiert:
Welche Beschwerden gibt es?
Zittern, Steifheit, langsame Bewegung?
Familiäre Vorbelastung?
Parkinson ist bei 10% der Erkrankten genetisch bedingt/vererbt.
Welche Probleme gibt es im Alltag?
Etwa beim Schreiben, Anziehen, im Gangbild.
Ergänzend werden dazu noch physische und neurologische Tests durchgeführt: Beweglichkeit, Muskelsteifheit, Koordination, Haltungsinstabilität, Ruhezittern sowie ein DaTSCAN (Untersuchung des Dopamin-Transports im Gehirn) und ein MRT.
Typische körperliche Anzeichen bei einem Parkinson-Patienten sind eine Verlangsamung der Bewegung, kleine Schrittfolgen (schlurfen), Ruhezittern einer Hand, Steifheit – oft im Nacken oder in den Armen, Unsicherheit beim Gehen und Stehen, Mikrografie (die Handschrift wird klein und unleserlich), Gesichtsveränderung, auch diverse Muskelbewegungen sind eingeschränkt und resultieren in kaum vorhandener Mimik. Letzteres führt häufig dazu, dass Betroffene als mürrisch empfunden werden, da Emotionen nicht erkennbar sind.
Konsequenzen
Ist die Diagnose Morbus Parkinson gestellt, müssen Betroffene wichtige Aspekte im Alltag mit dieser Krankheit beachten, um die Lebensqualität zu erhalten. Die regelmäßige Einnahme der Medikamente ist unabdingbar, tägliche Bewegung wie Spaziergänge, Gymnastik, Schwimmen, Radfahren, Tanzkurs, Tai-Chi, Tischtennis sowie Termine bei der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie helfen bei der Bewältigung des Alltags.

Sport und Bewegung sind für Parkinson Patienten essenziell um Mobilität, Koordination, Muskelkraft und somit die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten. Es kommt weniger auf die Leistung an, sondern auf Regelmäßigkeit und Vielseitigkeit. Die tägliche Bewegung und der Sport in speziellen Reha/Sportgruppen ist eine hervorragende Möglichkeit zum Austausch mit anderen Betroffenen um gemeinsam aktiv zu werden in einem Leben mit Parkinson. Eine „normale“ Reha-Gruppe erfüllt meist nicht die besonderen Anforderungen, die diese Erkrankung nötig macht, eine spezielle Gruppe für neurologische Erkrankungen ist hier die deutlich bessere Wahl.
Sport hilft den Betroffenen
Regelmäßige Bewegungen, die individuell, je nach Stadium der Erkrankung, angepasst werden und von ausgebildeten Übungsleitern und Physiotherapeuten durchgeführt werden, machen ein sicheres Training möglich, bei dem der Spaß im Vordergrund steht. Die Auswahl an neurologischen Sportgruppen in Schleswig-Holstein ist überaus begrenzt, doch beim TSB Flensburg wird man fündig:
Montags wird in der Sönke-Voss-Halle (Am Schützenhof) von 11-12 Uhr eine Gymnastikgruppe angeboten, unter Leitung von Jenny Bohnert, der Sport- und Gymnastiklehrerin im TSB Flensburg, mit B-Lizenz in Neurologie, Herzsport sowie Orthopädie. In dieser Gruppe wird – mit und ohne Geräte – Kondition, Beweglichkeit, Koordination und Reaktion in Sport und Spiel, mit viel Spaß, gezielt geschult und trainiert.
Übungen zu zweit oder in Kleingruppen motivieren zur Bewegung und regen zu Gesprächen untereinander an. Die Hilfsbereitschaft und Fürsorge untereinander sind von großer Bedeutung, da jeder in seinem Ermessen und Können gefördert wird. Auch Familienangehörige dürfen ihre Lieben zum Sport begleiten und mitmachen, denn gemeinsam ist es doch am schönsten.
Zusätzlich gibt es zwei Ping-Pong-Parkinson Gruppen (Tischtennis), am Montag von 19.30 – 22.00 Uhr und am Mittwoch von 11.00 – 13.00 Uhr in der SBV-Halle (Elbestraße 20). Dort wird unter Leitung von Peter Niemann und Heike Klein trainiert.
Diese Gruppen sind regelmäßig gut besucht. Betroffene, selbst mit Rollator, können sich nach kurzem Training frei bewegen, sei es bei der Gymnastik oder beim Tischtennis. Das Gangbild ist sichtbar verbessert und eine gute Körperhaltung ist nach dem Training erkennbar. Es macht sehr viel Spaß zuzusehen, was man erreichen kann, auch mit Parkinson.
Ping-Pong-Parkinson – Tischtennis gegen Parkinson
Die fortschreitende Verschlechterung der Symptome der Parkinson-Krankheit wird nachweislich durch das Spielen von Tischtennis verlangsamt. Das Konzept von Ping-Pong-Parkinson (PPP) beruht darauf, dass es Tischtennis für jedermann mit Parkinson, wohnortnah und völlig unabhängig von den persönlichen Eignungen, also auch für Anfänger, anbieten möchte. Neben den unmittelbaren gesundheitlichen Auswirkungen hat PPP das Betreuungspotential einer echten Selbsthilfegruppe –mit dem großen psychologischen Vorteil, nicht „zur Selbsthilfe“ zu gehen, sondern zum Tischtennis.

Warum kann Tischtennis bei Parkinson helfen?
Parkinson-Betroffene sollen nicht vorwiegend passiv therapiert werden. Das aktive Tischtennis-Spielen hat einen durchweg positiven Einfluss auf alle wichtigen Behandlungsziele der physikalischen Therapie und verbindet die sportlichen und gesundheitlichen Aspekte mit dem Spaß am Spiel. Neben den ohnehin aktiven Personen mit Parkinson spricht PPP auch diejenigen an, die sich nicht zu einem selbst organisierten Übungsprogramm motivieren können. Namhafte Studien haben gezeigt, dass bei Parkinson-Erkrankten, die einmal in der Woche Tischtennis spielen, signifikante Verbesserungen beim Sprechen, Schreiben, Anziehen, Aufstehen sowie Gehen und in Bezug auf Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Steifheit, Langsamkeit der Bewegung und Handzittern deutlich zu erkennen waren.
In den PPP-Stützpunkten soll im Trainingsteil darauf geachtet werden, dass die Teilnehmer, unabhängig von ihrem Leistungsvermögen, jeder-mit-jedem trainieren, und nicht gegeneinander.
Interview mit Sabine Künkel – Betroffene mit Morbus Parkinson
Wie geht es Ihnen mit Morbus Parkinson?
Ich habe die Diagnose 2008 erhalten und habe immer sehr gute Ärzte, die mich in Rat und Tat unterstützen und beraten. Ich wurde medikamentös eingestellt, musste jedoch diese Medikamente umstellen, da die Gefährdung einer Suchtentwicklung gegeben war. Mit neuen Tabletten bin ich heute gut eingestellt und habe durch die Medikamente ein gutes Leben.
Wie finden Sie es, dass der TSB Flensburg solchen Sport anbietet?
Ich finde das Angebot sehr gut, da diese speziellen Reha-Gruppen nicht sehr oft angeboten werden. Durch Mund-zu-Mund Propaganda habe ich davon erfahren und bin seit 2022 dabei. Es freut mich andere Betroffene dort kennengelernt zu haben, Freundschaften zu schließen und sich auszutauschen … und einen Ort zu haben, wo ich nicht alleine mit Parkinson bin.
Wie hilft Ihnen der Sport?
Der Sport hilft mir sehr gut, da die Übungen speziell für diese Erkrankung gestaltet sind. Große Bewegungen und das Dehnen sind für mich dabei ein wichtiger Bestandteil. Sport hilft mir die Alltagsroutine weiterhin zu meistern und zu bewältigen. Meine Koordination der Arme und Beine haben sich verbessert. Die regelmäßige Bewegung tut gut und macht mich physisch und psychisch stabiler.

Feedback
Ich bin dankbar, dass das Flensburg Journal mit einem Bericht über Morbus Parkinson informiert, um den Menschen die Angst vor der Diagnose zu nehmen!
Informationen zu den einzelnen Kursangeboten erhalten Sie unter:
Gymnastik
Jenny Bohnert: Jenny.bohnert@tsb-flensburg.de
Ping-Pong
Peter Niemann: Peterniemann11@gmx.de
Jenny Bohnert