Eine Reise durch ein Wurmloch, Zeitverschiebungen, Planeten mit extremen Gezeiten, Eiswüsten und Sandstürmen – die Story von „Interstellar“, dem Kino-Hit aus dem Jahr 2014, ist komplex. Kay Smits hat sich diesen Spielfilm schon mehrfach angesehen. Der Handballer der SG Flensburg-Handewitt schätzt ihn nicht nur wegen der Dramaturgie, sondern auch wegen des wissenschaftlichen Fundaments, dessen er sich bedient. Er ist fasziniert von diesem Science-Fiction-Thriller.
Als intergalaktisch könnte man seine letzte Saison beschreiben: Kay Smits stürmte mit dem SC Magdeburg zum Triumph in der europäischen Champions League. Nun ist er im hohen Norden – und die Erwartungen sind hoch. Der niederländische Linkshänder zeigte bislang sehr gute Ansätze, aber noch fehlt die letzte Abstimmung mit den Nebenleuten. In Magdeburg, der alten Wirkungsstätte, setzte es eine Niederlage. „Wenn ich jetzt Spiele vom SCM sehe, ist es schon etwas merkwürdig“, verrät der Handball-Profi. „Man sieht nun die Spieler aus der Ferne, mit denen man die letzten beiden Jahre zusammengespielt und täglich gearbeitet hat.“ Ähnlich äußerte er sich zuletzt über die „Hölle Nord“, die nun die Magdeburger Getec-Arena ersetzt: „Es ist ja immer etwas gewöhnungsbedürftig, wenn etwas Neues beginnt und man von einem neuen Zuhause sprechen muss.“

Die Handball-Familie Smits

Was definitiv Fakt ist: Handball ist seine Leidenschaft. Dieser Sport ist ihm buchstäblich in die Wiege gelegt worden. Seine Eltern waren beide niederländische Nationalspieler. Vater Gino lebt heute in Dortmund und fungiert als Bundestrainer der weiblichen B-Jugend. „Es war so, dass meine Mutter meine erste Trainerin war“, erzählt Kay Smits. „Etwas später und länger war mein Vater dann der Coach – bis hoch zur Jugend-Nationalmannschaft.“ Auch seine beiden älteren Geschwister sind Top-Ballwerfer geworden. Schwester Inger wurde im Frühling deutsche Meisterin mit Bietigheim. Bruder Jorn spielt jetzt für Lemvig in der ersten dänischen Liga. Da verwundert es nicht, dass bei Familientreffen der Handball immer eine große Rolle spielt.

Kay Smits stammt aus der Provinz Limburg, im Süden der Niederlande. Dort ist der Handball relativ populär. An den Schulen gibt es Schulmannschaften und in der Region mehrere Vereine. Sein Stammklub hieß V & L Galeen, der später mit zwei Nachbarvereinen zu den Limburg Lions fusionierte. Wenn man Talent hat, spielt man in den Niederlanden schon mit 17 oder 18 Jahren erstklassig.

Mit 19 Jahren bestritt Kay Smits sein erstes Länderspiel und teilte sich die Rückraum-Position mit Mark Bult, dem heutigen Co-Trainer der SG. Die „Oranjes“ blühten zuletzt auf, gehören inzwischen zum gewohnten Feld bei Welt- und Europameisterschaften. Der Hauptgrund: Die Talente des Landes reiften im Ausland. Kay Smits wechselte bereits mit 19 Jahren zum Wilhelmshavener HV. „ Wenn man auf ein noch höheres Niveau kommen möchte, sollte man frühzeitig ins Ausland wechseln“, empfiehlt er.

Von Holland ins Ausland

2018, nach zwei Jahren am Jadebusen, zog es ihn nach Jütland. Der dänische Erstligist Team Tvis Holstebro war nun sein neuer Arbeitgeber. „Die Betreuung in den großen Handball-Nationen ist professioneller als in den Niederlanden“, erklärt Kay Smits. „Es wird mehr darauf geachtet, den Körper und die Ernährung auf die Belastungen im Profi-Sport auszurichten. Und die Philosophie der Vereine kennt größere Ziele.“ Er lernte Dänisch, was ihm auch in Flensburg zugutekommt. Zwar ist Deutsch bei der SG die Amtssprache, in kleineren Gruppen wird aber auch mal auf Englisch oder Dänisch kommuniziert.

Ab 2021 stand Kay Smits im Kader des SC Magdeburg. Die meiste Zeit war er im rechten Rückraum der zweite Mann hinter Linkshänder Omar Ingi Magnusson. Diese Konstellation nutzte die SG. Der damalige Coach Maik Machulla und Mark Bult waren von den Fähigkeiten des explosiven Holländers überzeugt.

„Für mich war entscheidend, dass die SG mir eine Rolle bieten konnte, die in Magdeburg nicht möglich war“, erklärt Kay Smits. Der Transfer für diesen Sommer war schon im letzten Sommer fix. Zu einem Zeitpunkt, an dem niemand ahnen konnte, dass er die letzten Monate leistungsmäßig so explodieren würde.

Neue Heimat Flensburg

Inzwischen ist der Neuzugang an der Förde angekommen. Die Umzugskartons sind ausgepackt. Wenn nicht gerade Training oder Spieltag die volle Aufmerksamkeit einfordern, ist auch mal Zeit, sich die Stadt etwas anzuschauen. Was er sieht, gefällt ihm. „Wasser wirkt immer entspannend auf mich“, verrät Kay Smits. „Außerdem sagt mir die Größe Flensburgs zu. Man braucht nur 15 Minuten, um von einem ans andere Ende zu kommen.“ Wenn er mal einen komplett freien Tag hat, dann fährt er zu seiner Freundin nach Aarhus oder zu seinem Bruder nach Holstebro. Kay Smits spielt gerne Golf – wenn es das Wetter zulässt. „Bei hoher Spielbelastung mag ich es am liebsten völlig entspannt“, erzählt er. „Dann koche ich etwas, höre Musik oder schaue mir eine Serie an.“ Oder den Film „Interstellar“.

Text & Fotos: Jan Kirschner   

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