Für die einen sind es nebelverhangene Orte voller Mystik und Geheimnisse, perfekte Szenerien für schauerliche Geschichten, andere verbinden sie mit Romantik pur und Melancholie: Moore üben seit jeher eine gewisse Faszination aus. Während der Mensch die Ressourcen des Moores früher überwiegend für die Land- und Forstwirtschaft sowie den Torfabbau nutzte, stehen heute viele davon unter Naturschutz und werden renaturiert. Moore stellen zudem besondere Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten dar. So auch in Schleswig-Holstein. Wer mehr über die Faszination Moor erfahren möchte, hat im echten Norden viel Gelegenheit dazu. Übrigens: Festes Schuhwerk auf Ausflügen ist sinnvoll, und Müllvermeidung ebenso!
NORDSEE
Wandern im Wilden Moor nahe Husum/Nordfriesland
Moor soweit das Auge reicht: Etwa 15 Kilometer östlich von Husum, nördlich der Gemeinde Schwabstedt, befindet sich das Wilde Moor – ein 631 Hektar großes Naturschutzgebiet in der Gemeinde Winnert an der Treene. Das Besondere: Das Wilde Moor bietet den längsten barrierefreien Moorerlebnispfad in Schleswig-Holstein. Der neue Bohlenweg wurde im November 2020 angelegt und kann problemlos mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen befahren werden. Beim Wilden Moor handelt es sich um ein atlantisches Hochmoor. Ursprünglich 790 Hektar groß und zum Torfstechen genutzt, stehen von der Moorfläche heute 631 Hektar unter Naturschutz – und nahezu 600 Hektar befinden sich im Besitz der Stiftung Naturschutz. Die typischen Moorpflanzen wie etwa Heidekräuter, Krähenbeere, Moosbeere und Wollgras finden sich auf der weiten Hochmoorebene. Zudem erwartet Besuchende eine bunte Vogelwelt mit 51 nachgewiesenen Brutvogelarten. Auch Moorfrosch und Kreuzotter nutzen das Wilde Moor als eines ihrer letzten Refugien. Auf dem Moorlehrpfad erfahren Interessierte Wissenswertes über die Geschichte dieses Moores, über seine Bedeutung für den biologischen Klimaschutz und für die Tier- und Pflanzenwelt. Ein Aussichtsturm und Picknickplätze laden zum Verweilen ein. Auch der Eider-Treene-Sorge-Radweg führt direkt durchs Moor. www.naturschutzverein-mittleres-nordfriesland.de/betreute-gebiete/das-wilde-moor-bei-schwabstedt/
ZWISCHEN DEN KÜSTEN
Menschen der Eisenzeit – Moorleichen auf Schloss Gottorf
Sie gehören zu den eindrucksvollsten Exponaten im Museum für Archäologie Schloss Gottorf in Schleswig: die Moorleichen. Die bis zu 2.500 Jahre alten, mumifizierten Leichname sind dank der konservatorischen Wirkung von Mooren außerordentlich gut erhalten. Sie geben unter anderem Einblicke in die Lebensumstände der Verstorbenen, Informationen über ihr Aussehen und über individuelle Schicksale. Besonders das sogenannte Kind von Windeby beleuchtet auf faszinierende Weise das Leben der Menschen in der Eisenzeit. DNA-Analysen und anthropologische Bestimmungen haben ergeben, dass das Kind 15 bis 16 Jahre alt wurde, Hunger erleiden zu hatte und wohl an einer schweren Zahnerkrankung gestorben ist. Die Todesumstände der Moorleichen sind vielfältig, ebenso die Gründe für die Deponierung im Moor. Waren die Menschen Leidtragende eines Verbrechens und wurden ihre Leichen im Moor beseitigt? Wurden sie vielleicht auch Göttern geopfert oder zur Strafe dem Moor übergeben? Oder handelt es sich um Bestattungen? Neben den Moorleichen lässt sich mit Hilfe anthropologischer Untersuchungen eines sogenannten Leichenbrandes – also den Überresten von Toten nach einer Brandbestattung – etwas über Geschlecht und Alter der Bestatteten erfahren sowie gelegentlich auch über Krankheiten oder Verletzungen. Die zahlreichen Graburnen und die in ihnen neben dem Leichenbrand gefundenen Gegenstände wie metallene Fibeln und Gürtelteile, Waffen, Arm- und Fingerringe sowie Glasperlen sind typisch für die Trachtausstattung und geben Hinweise auf Geschlecht und soziale Stellung. https://schloss-gottorf.de/de/startseite
Wanderungen und Radtouren durch Schönbek im Bordesholmer Land
Das Bordesholmer Land bietet idyllische Auen- und Moorlandschaften, die es bei einer gemütlichen Wanderung oder einer Radtour zu entdecken gilt. Früher wurde auf den ausgedehnten Hochmooren großflächig Torf abgebaut, der sowohl zum Beheizen der Bauernkaten als auch in der Industrie genutzt wurde. Mittlerweile liegt der Fokus auf der ökologischen und klimatischen Bedeutsamkeit der Moore. Damit sich früher hier verbreitete Tier- und Pflanzenarten wieder ansiedeln können, muss die Fläche renaturiert und wieder vernässt werden. Im Großen Moor oder Schönbeker Moor entspringen die Höllenau, ein linker Nebenfluss der Bünzau und die Olendieksau, die Richtung Brahmsee fließt. Schönbek liegt zudem in der Randzone des Schleswig-Holsteinischen Hügellandes mit seinen Moränen und es beginnt die ebene mittelholsteinische Sanderfläche. Auf Besuchende wartet viel Natur mit einer beeindruckenden Pflanzen- und Tierwelt – das Fernglas gehört also unbedingt ins Gepäck! www.mittelholstein.de/schoenbek
Dosenmoor in Neumünster
Seitdem der Torfabbau beendet und das Dosenmoor 1981 unter Naturschutz gestellt wurde, darf dieses wundervolle Ökosystem im Norden der Stadt wieder aktiven Klimaschutz betreiben. Das Dosenmoor gilt als das am besten erhaltene atlantische Plateauhochmoor in Schleswig-Holstein und ist zugleich mit seinen 521 Hektar das größte Hochmoor im östlichen Hügelland. Wie wichtig es für unser Fortbestehen ist, dass Moore wieder vernässt und erhalten werden, erfahren Gäste auf einer Führung durch das Dosenmoor, die etwa vom Info-Zentrum Dosenmoor e.V. nach Vereinbarung angeboten werden. https://www.dosenmoor.eu/ Weitere Informationen gibt es zudem beim NABU Neumünster: www.nabu-neumuenster.de
Mit der Moorbahn auf Tour durch Holstein
Wissenswertes zum „braunen Gold der Natur“ erwartet Fahrgäste auf einer Entdeckungstour mit der Oskar-Alexander-Kurbahn in der Kur- und Rolandstadt Bad Bramstedt. Ab dem alten Moorschuppen zuckelt die Kurbahn mit den offenen Waggons über die mehr als einen Kilometer lange Strecke ins Moor. An der Endstelle der Bahn geht es zu Fuß weiter ins Moorgebiet. Während der Tour erfahren Teilnehmende Interessantes über die Entstehung des Moors, seine gesundheitsfördernden Qualitäten und die Geschichte der Kurbahn. Darüber hinaus erspüren die Gäste, wie sich der feuchte und sumpfige Boden unter den eigenen Füßen anfühlt. Am Ende der Tour können sich die Gäste am Kiosk der Kurbahn stärken. Weitere Infos hier: www.holstein-tourismus.de/en/our-region/detail-page/detail/kurbahn-bad-bramstedt.html. Die nächsten Termine im Überblick gibt es unter www.kurbahn-bad-bramstedt.de.
Lehrreiche Pfade im Naturschutzgebiet Himmelmoor
Westlich von Quickborn befindet sich das Naturschutzgebiet Himmelmoor, in dem verschiedene Erlebnisse rund um diesen besonderen Lebensraum warten. Ein zwölf Kilometer langer Weg führt um das gesamte Gebiet herum, lässt sich aber auch verkürzen oder erweitern. Während der Brutzeit kann es passieren, dass einzelne Bereiche nicht passierbar sind. Besonders interessant für Familien ist der vier Kilometer lange Moorlehrpfad mit über 20 Schautafeln und Erlebnisstationen über die besondere Flora und Fauna des Himmelmoores. Bänke und Rastplätze bieten ausreichend Gelegenheiten für Picknickpausen. Startpunkt und Parkplatz für die Rundwege sind am historischen Torfwerk, Himmelmoorchaussee 61. Weitere Informationen, auch zu Führungen durch das Himmelmoor, sind erhältlich unter www.foerderverein-himmelmoor.de.
Glückstadt: Auf zwei Rädern durch das Krempermoor
Die Geestrand-Tour ist eine der beliebten Radrouten rund um Glückstadt, und führt unter anderem durch das Krempermoor mit vielen kleinen und größeren Teichen. Die Tour startet in der Stadt Krempe. Nach wenigen Kilometern erreichen Radelnde die Binnendünen Nordoe. Sie wurden während der letzten Eiszeit geformt, haben eine markante Pflanzenwelt und außerdem gibt es zwei Seen mit Sandstrand zum Schwimmen und Entspannen. Nach einem Bogen über Heiligenstedtenerkamp geht es durch das Krempermoor in das Straßendorf Neuenbrook. Inmitten der Marschlandschaft liegen links und rechts der Straße idyllische Bauernhöfe aufgereiht. Mal schlängelt sich der Weg, mal führt er schnurgerade durch die Marschfelder. Über das Örtchen Grönland und Süderau führt die Route zurück zum Ausgangsort Krempe. www.holstein-tourismus.de/en/our-region/detail-page/detail/geestrand-tour-36-km.html
Paradies für Naturliebhabende: Wittmoor in Norderstedt
Bis 1958 wurde hier noch großflächig abgetorft, heute steht das über 8.000 Jahre alte Wittmoor in Norderstedt im Ortsteil Glashütte unter Naturschutz. Mit seiner mystischen Atmosphäre zwischen Moor, Heide, Wäldern und Weiden hat sich dieser Ort zu einem beliebten Ausflugsziel zum Wandern und Spazierengehen entwickelt. Nachdem es 1978 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, konnten Entwässerungsgräben wieder geschlossen werden und in der Mitte des abgetorften Gebietes entstanden sogar zwei Hochmoorseen. So erholt sich die ursprüngliche Vegetation eines Hochmoors schrittweise und das Leben im Moor kann zurückkehren.
www.umweltdaten.landsh.de/nuis/lanis/schutzgebiete/nsg/bis/109-wittmoor/109_Gebiet.php
Text: Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein GmbH
Foto: Theodor Hildebrecht