Alles verändert sich
mit dem,
der neben mir ist
oder neben mir fehlt.

Sylke-Maria Pohl

Nichts trifft uns tiefer als der Tod eines vertrauten und geliebten Menschen. Wenn das geschieht ist alles anders als vorher.
Es sind oft die kleinen Dinge, die schmerzen. Die Jacke an der Garderobe, die darauf wartet, wieder angezogen zu werden. Das unbewusste Warten, dass die Tür zur gewohnten Zeit ins Schloss fällt, wenn der geliebte Mensch normalerweise nach Hause kam. Den Trauernden fehlen die gewohnten Alltagsrituale, die sie mit dem oder der Verstorbenen geteilt haben. Der erste Geburtstag ohne ihn, das erste Weihnachtsfest ohne sie. Und dann erklingt plötzlich das gemeinsame Lied im Radio. Nahezu unerträglich. Und doch – muss es ertragen werden. Trotzdem geht es weiter auf dem Weg in ein Leben, das in dem Moment eigentlich sinnlos erscheint.
Trauernde fallen meist gar nicht auf. Sie stehen auf, sie kaufen ein, sie gehen ihren alltäglichen Aufgaben und Arbeiten nach. Sie essen, sie gehen müde ins Bett, ohne wirklich zur Ruhe zu kommen. Sie scheinen eher zu funktionieren, als zu leben. Viele ziehen sich innerlich zurück, schotten sich von anderen ab. Es gibt auch das Gegenteil: Trauernde, die „immer auf Achse“ sind und hoffen, so die Trauer zu überwinden. Aber Trauer braucht Zeit. Es braucht Geduld und Nachsicht mit sich selbst, damit das Loch im Herzen, das der Verlust gerissen hat, gefüllt werden kann mit dankbarer Erinnerung.

Jede/r trauert anders

Auch im Trauern bleiben wir Individuen. Dennoch gilt: Jede/r trauert! Der Tod des Partners oder der Freundin oder des Kindes ist eine tiefe Lebens-Krise. Das Leben gerät durch den Tod eines Menschen aus den Fugen. Und daher braucht dieses aus den Fugen geratene Leben Halt und Zuwendung, Zuspruch und Verständnis.

Wie können wir trauernde Menschen unterstützen?

Aus unseren Begegnungen mit Trauernden haben wir mitgenommen:
Kontakt suchen und zuhören: Manchmal tut es gut, wenn einfach jemand da ist. Oder wenn auch nach Monaten noch mal jemand nachfragt, wie es geht. Wichtig ist, dann wirklich Zeit mitzubringen, zuzuhören und zu warten, bis Worte gefunden sind für das, was so schwer zu begreifen ist.
Konkrete Unterstützung anbieten: „Meld‘ dich, wenn du was brauchst“ ist gut gemeint. Für Trauernde kann es aber schwer sein, selbst aktiv zu werden und sich zu melden. Dann hilft es, direkt etwas vorzuschlagen: „Ich könnte morgen mit einer Suppe vorbeikommen, wäre das was?“ Natürlich muss man es auch respektieren, wenn das Angebot abgelehnt wird. Mut machen, passende Rituale zu finden: Manchen geben feste Bräuche und gesellschaftliche Traditionen Halt: Sie tragen schwarze Kleidung, besuchen das Grab oder zünden Kerzen in der Kirche an. Andere finden individuelle Rituale, die eng mit ihrer Beziehung zu den Verstorbenen zu tun haben: Sie kochen am Geburtstag der verstorbenen Freundin deren Lieblingsessen und laden dazu ein. Oder die Familie legt an Heiligabend einen geschmückten Tannenzweig auf das Grab.
Gemeinschaft suchen: Trauer kann sich einsam anfühlen. Gerade dann kann man Menschen ermutigen, sich mit anderen Trauernden auszutauschen. Trauergruppen bieten dazu geschützte Räume, um Erfahrungen und Gefühle mit Menschen zu teilen, denen es ähnlich geht. In den meisten Kirchengemeinden gibt es außerdem Ende November zum Ewigkeitssonntag (22.11.) besondere Gottesdienste zum gemeinsamen Gedenken, Trauern und Trost finden. Viele Menschen verbinden den Gottesdienst mit einem Besuch am Grab. Trauer heißt: Jemand hat mir viel bedeutet – und tut es noch immer.
Damit leben zu lernen ist eine Aufgabe, die uns niemand abnehmen kann.
Aber wir können uns dabei gegenseitig unterstützen.

Pastorin Friederike Magaard und Pastorin Silke Nikoline Hansen,
Pfarrsprengel Adelby-Engelsby

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