Die Fußballer des SC Weiche Flensburg 08 sind in der Regionalliga Nord gut gestartet. „Wir können etwas erreichen, aber der Fußball ist sehr wechselhaft“, sagt Torsten Fröhling. „Wir müssen konsequent weiterarbeiten.“ Der Trainer weiß, wovon er spricht. Der 58-Jährige hat schon viel erlebt. Er trainierte schon den Traditionsklub 1860 München und „auf Schalke“. Und als Spieler kickte er nicht nur in der ersten und zweiten Bundesliga, sondern auch in der DDR-Oberliga und in der zweiten DDR-Liga. Ein deutsches Quartett, das gewiss Raritäts-Charakter besitzt.
Die lange Fußball-Karriere war in den frühen 70er Jahren nicht unbedingt zu erahnen. Im Dorf Rühn vor den Toren der mecklenburgischen Kleinstadt Bützow war die besondere Handwerkstradition der Familie prägend. Ferdinand Fröhling hießen Urgroßvater, Uropa und Vater – und alle führten eine gleichnamige Bäckerei und Konditorei. Der Vater starb allerdings früh. Der Betrieb musste verkauft werden, und die Kinder zogen mit der Mutter nach Bützow.
Von Bützow nach Magdeburg
Torsten Fröhling begann mit dem Fußball – bei der Betriebssportgemeinschaft Lokomotive Bützow. Der Junge war nicht untalentiert, empfahl sich für Kreis- und Bezirksauswahl und nahm schließlich an der Jugend-Spartakiade in Ost-Berlin teil. „Da bin ich wohl den Spähern aus Magdeburg aufgefallen“, erzählt er heute. „Denn gute Fußballer aus dem Bezirk Schwerin wurden an die Kinder- und Jugendsportschule Magdeburg delegiert.“ Bereits mit zwölf Jahren ging er in die Stadt an der Elbe und kam nur noch alle vier bis sechs Wochen nach Hause.
An der Sportschule in Magdeburg waren Ruderer, Handballer, Schwimmer – und Fußballer. „In meiner Klasse waren nur Jungen, und wir alle waren eine Fußball-Mannschaft des 1. FC Magdeburg”, erinnert sich Torsten Fröhling. Schule, Training, Schule, Training und dann Hausaufgaben-Betreuung – das war der Tagesablauf im Internat. Beste Fußballplätze, Hallen und sogar eine überdachte Laufbahn mit Lichtschranke bildeten perfekte Trainingsbedingungen, die eine ebenso exakte Organisation begleitete. Bisweilen trieb sie allerdings auch Blüten. „Als die Ruderer sehr erfolgreich waren, mussten wir plötzlich wie sie viel Kraft und Kondition trainieren“, schmunzelt Torsten Fröhling. „Wir waren dann aber für den Fußball zu müde, und bald trainierten wir wieder anders.“
Von der Magdeburger Jugend in die zweite DDR-Liga
Im DDR-System war der Leistungssport bis in die letzten Facetten durchdacht. Im Fußball zeigte sich dieses in der Team-Struktur. „Es gab Top-Talente und gute Spieler, die man braucht, um die Besten zu fordern und zu entwickeln“, erklärt Torsten Fröhling und ergänzt mit einem Schmunzeln. „Ich gehörte zur zweiten Gruppe.“ Beim 1. FC Magdeburg gab es stets vier oder fünf Jugend-Nationalspieler, er selbst erhielt nur ein einziges Mal die Einladung zu einem DDR-Lehrgang. Niemand ahnte, dass der Bützower einmal derjenige aus diesem Magdeburger Jahrgang mit der größten Fußball-Karriere sein würde.
Er schaffte zunächst nicht den Sprung in die DDR-Oberliga. Immerhin gab es in der Nachbarschaft die BSG Motor Schönebeck, die 1986 in die zweite DDR-Liga aufstieg. Als Mitglied einer Betriebssportgemeinschaft erhielt Torsten Fröhling ein Gehalt als Maschinenanlagen-Mechaniker, musste aber nie zur Arbeit. Der Abwehrspieler war ein sogenannter Staatsamateur und konzentrierte sich voll auf seine Fußball-Mission. Und im geschichtsträchtigen Jahr 1989 öffnete sich für ihn tatsächlich die Tür zur DDR-Oberliga – an der Oder, ganze 250 Kilometer entfernt. Sein Schönebecker Trainer Günter Reinke wechselte zum Aufsteiger BSG Stahl Eisenhüttenstadt und nahm Torsten Fröhling mit. „Vor ihm hatte ich viel Respekt und Demut, er war mein bester Trainer“, sagt er heute.
November 1989: Ab in den Westen
Es wurden nur acht Erstliga-Einsätze, der turbulente Herbst 1989 erfasste auch den Fußballer. Das Staatsgebilde der DDR wankte, immer mehr Menschen flüchteten über Prag oder Budapest in den Westen. Auch Torsten Fröhling machte sich seine Gedanken. „Ich hatte in der DDR als Fußballer ein gutes Leben“, erzählt er. „Aber die Fernsehbilder von drüben sahen sehr gut aus.” Aber da er als Oberliga-Spieler gewiss von der Staatssicherheit beobachtet wurde und die Beantragung eines Visums mitten in der Saison zu auffällig gewesen wäre, zögerte er. Schließlich fasste er zusammen mit seiner damaligen Frau den Entschluss, am einzigen spielfreien Wochenende im November über die CSSR abzuhauen.
An einem Mittwoch erkämpfte sich Eisenhüttenstadt ein respektables Remis bei Dynamo Berlin, für den Tag darauf lud Torsten Fröhling seine ahnungslosen Mannschaftskameraden zu einer Feier in seiner Wohnung ein. Nur der beste Kumpel Thomas Kluge wusste: Es sollte seine Abschiedsvorstellung werden. Doch es war der 9. November 1989. An jenem Abend verkündete die DDR-Regierung eine neue Reiseregelung – die Mauer fiel, die Grenze war offen. Diese Nachricht erreichte natürlich auch Eisenhüttenstadt. „Um mich herum tanzten alle auf den Tischen“, erinnert sich Torsten Fröhling. „Und ich überlegte nur, was ich denn nun machen soll.“
Nach der kurzen Nacht ging er noch einmal zum Training. „Schön, dass ihr alle noch da seid!”, begrüßte Trainer Günter Reinke seine Kicker und entließ sie zwei Stunden später ins Wochenende. Torsten Fröhling fuhr nach Stendal zu seiner Frau, um tags darauf mit dem „Trabbi“ über Salzwedel auszureisen. Das Ziel: Hamburg, wo sie einen Onkel hatte. Die Euphorie auf den Straßen und in den Orten war gewaltig, und 100 D-Mark gab es als Begrüßungsgeld.
Der DDR-Vertrag als Hindernis
Torsten Fröhling war wieder an der Elbe, allerdings nicht in Magdeburg, sondern in Hamburg. Er wollte seine Fußball-Laufbahn fortsetzen, doch sowohl der HSV wie der FC St. Pauli spielten in der Bundesliga. Vielleicht doch eine Nummer zu groß, dachte sich der Neuankömmling. Deshalb fragte er beim Zweitligisten Hannover 96 an und erhielt prompt eine Einladung zum Probe-Training samt Unterkunft. Die Leinemetropole hatte für den disziplinerprobten DDR-Fußballer gleich eine Überraschung parat: Trainer Michael Krüger empfing ihn mit einer Zigarette in der Hand – und die Füße auf dem Tisch.
Der Test lief gut. „Ich hatte nach dem trainingsfreien Wochenende viel Kraft und machte einen guten Eindruck“, erzählt Torsten Fröhling. Das Management der Niedersachsen musste aber den Daumen senken: „Dein DDR-Vertrag ist noch gültig, und für eine Ablöse haben wir kein Geld.“ Der Fußballer rief aus dem Hotel seine Frau in Hamburg an und redete sich seinen Frust von der Seele. „Am Ende kostete mich das Telefonat 85 D-Mark, und das Begrüßungsgeld war weg.“
Ablösespiel mit dem Hamburger SV
Zurück in Hamburg hatte Torsten Fröhling neuen Mut geschöpft. Beim FC St. Pauli wurde er an die Amateurabteilung verwiesen. Der HSV zeigte mehr Interesse, haderte zunächst aber auch mit dem unklaren Vertragsstatus. Mehr als die Übungseinheiten mit den Amateuren am altehrwürdigen Rothenbaum war nicht drin. „Halt dich fit“, lautete die Devise. Doch davon leben konnte man nicht. Über den Hamburger Weihnachtsmarkt schlenderte Torsten Fröhling in seiner DDR-Lederjacke, aber ohne Geld in der Tasche. Der „Trabbi“ stand ohne Treibstoff am Straßenrand. „Du kriegst ein vernünftiges Auto“, sagte Ronald Wulff. Der HSV-Funktionär besaß ein Dental-Labor. Torsten Fröhling fuhr die Anfertigungen in Hamburg und Umgebung aus – mit einem Golf.
Anfang 1990 waren die Modalitäten für den deutsch-deutschen Vereinswechsel geklärt. Heute kann er darüber nur lachen: „Ich kostete einen gebrauchten Golf und ein Ablösespiel!” Am 8. April 1990 ging es noch einmal zurück nach Eisenhüttenstadt, was bei dem damals 24-Jährigen ein gewisses Unbehagen auslöste. Schließlich existierte die DDR noch. Und was würde der alte Verein und vor allem Trainer Günter Reinke sagen? Und dann war da noch eine Schlagzeile in der Zeitung: „Fröhling ließ Mannschaft in Stich”. Die Bedenken erwiesen sich als unbegründet.
Nach dem Bundesliga-Debüt zu St. Pauli
Beim HSV spielte Torsten Fröhling zunächst für die Amateure, die zunächst von Gerd-Volker Schock und Co-Trainer Benno Möhlmann trainiert wurden. Kurz darauf saß dieses Duo bei den Profis auf der Bank – und immer häufiger auch Torsten Fröhling. Im Sommer 1990 kehrte allerdings HSV-Abwehr-Legende Manfred Kaltz aus Frankreich zurück. Der Routinier forderte: „Die Älteren müssen spielen.“ Torsten Fröhling wurde nur einmal in der Bundesliga eingewechselt – am 8. März 1991 zehn Minuten vor Schluss in Bochum. Da war er sich bereits mit dem FC St. Pauli einig – mit der Hoffnung in der Bundesliga zu bleiben. Aber die Kiez-Kicker scheiterten in der Relegation. „Als ich das hörte, wusste ich: Jetzt bin ich Zweitliga-Spieler“, erzählt er. Damit hatte er innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren vier deutsche Spielklassen durchlaufen, dabei aber nie drittklassig oder tiefer gespielt. Eine besondere Geschichte der Wendezeit.
Die Millerntor-Ära begann vielversprechend – bis zur Auswärtstour zu Stahl Brandenburg. Einige Teamkollegen raunten im Bus: „Wie sieht es hier denn aus?” Dann sah „Pauli“ gar nicht gut aus und kassierte eine 0:4-Pleite. Die nächsten beiden Spielzeiten bewegten sich die Hamburger im Mittelfeld. Im Sommer 1994 übernahm der erfahrene Coach Uli Maslo die Regie. „Bei ihm hatte ich keine guten Karten“, verrät Torsten Fröhling. „Spielte ich gut, war es ein anderer, und spielte ein anderer schlecht, war ich es.“ Trotzdem bekam er von Manager Jürgen Wähling einen Zwei-Jahres-Vertrag angeboten. Der Kicker fragte verblüfft: „Hast du mit dem Trainer gesprochen?“
Aufstieg in die Bundesliga
Spätestens am 18. Mai 1995 war der Ärger vergessen: Der FC St. Pauli überrumpelte den FC Homburg und machte den Bundesliga-Aufstieg perfekt. Auf seinem Handy hat Torsten Fröhling ein Foto, dass ihn jubelnd und tanzend zusammen mit anderen Spielern in der Kabine zeigt. Mit 29 Jahren war der Verteidiger wieder erstklassig, ein Stammspieler war er allerdings nicht. Erst am fünften Spieltag erhielt er seine Chance – gegen den deutschen Meister Borussia Dortmund. Bis zur Pause hielt das Bollwerk, dann wurde Heiko Herrlich eingewechselt. Nach fünf Minuten flog eine Flanke in den Strafraum. „Ich stand eigentlich gut, aber der Herrlich machte es toll mit der Hacke“, erzählt Torsten Fröhling. Nach dem Schlusspfiff war er der Sündenbock und hatte bis zum Saisonende keinen weiteren Einsatz.
Erst im Frühling 1997 folgten zwei weitere Bundesliga-Episoden. In Stuttgart traf er auf Nationalspieler Fredi Bobic. „Wir bearbeiteten uns kräftig, beschimpften uns verbal, und er machte kein Tor“, berichtet Torsten Fröhling. „Danach ging ich zu ihm: Wenn du Manns genug bist, tauschen wir jetzt unsere Trikots. Das machten wir. Aber Bobic hatte sich noch so geärgert, dass er mir mein Trikot in die Kabine hinterherwarf.“ Eine Woche später der nächste Höhepunkt: Torsten Fröhling erzielte gegen Borussia Mönchengladbach sein einziges Tor – per Kopf.
Karriereende in Lübeck
Zu diesem Zeitpunkt war sein Abschied bereits besiegelt, er hatte eine längere Leidenszeit hinter sich. Bänder und Knorpel waren beschädigt, mehrere Operationen waren nötig. Der Rekonvaleszent vermisste etwas den Rückhalt des Vereins. Lediglich Präsident Heinz Weisener schaute im Krankenhaus vorbei und sicherte ihm einen neuen Vertrag zu. Aushandeln musste diesen allerdings Sportdirektor Helmut Schulte. „Mit ihm habe ich mich damals nicht so gut verstanden“, verrät Torsten Fröhling. „Ich war stolz und sagte: Mit dir spreche ich nicht.“ Die Profi-Zeit beim FC St. Pauli war vorbei, aber er ist immer noch passives Mitglied.
Ab Sommer 1997 spielte der Verteidiger für den drittklassigen VfB Lübeck. Am 4. Oktober gastierten die Hanseaten bei Hannover 96 und verloren 1:5. Das letzte Spiel der Karriere, das Knie wollte nicht mehr. Der Zufall wollte es, dass Torsten Fröhling auf den künftigen Top-Spieler Gerald Asamoah traf. „Seine Karriere begann, meine endete“, schmunzelt der Neu-Flensburger. Die beiden sollten sich 20 Jahre später im Nachwuchsbereich von Schalke 04 wiedersehen. Das einstige Duell war nun der Einstieg in ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch als U23-Coach bei Schalke 04.
Sonnenstudios und Jugendtrainer
Ende der 90er Jahre war Torsten Fröhling froh, Mitglied der Berufsgenossenschaft zu sein. Sonst wäre er wohl ins Bodenlose gestürzt. So war der ehemalige Fußball-Profi finanziell zunächst abgesichert. Er kaufte sich ein Sonnenstudio in Hamburg, bald weitere. Nebenbei absolvierte er eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Und ein Anruf vom FC St. Pauli bescherte ihm eine U15-Trainer-Stelle für 500 D-Mark. „Es machte Spaß, mit den Jungs zu arbeiten“, erzählt der 58-Jährige. „Da mein Karriereende noch sehr frisch war, himmelten mich alle an.“
Er hatte Blut geleckt, legte Trainer-Lizenzen ab und durfte sich bald auch als „DFB-Fußballlehrer“ bezeichnen. Er machte sich aber keine großen Hoffnungen. „Es gibt 50.000 bis 60.000 Fußball-Trainer“, dachte er sich. „Warum soll gerade ich davon leben können?“ In jener Zeit setzte ein Umdenken im deutschen Fußball ein. Nach der verpatzten Europameisterschaft 2000 wurden überall Nachwuchsleistungszentren installiert und mehr Wert auf Qualität in der Jugendarbeit gelegt. Torsten Fröhling stieg bei Eintracht Norderstedt ein und trainierte über mehrere Jahre die U19. 2007 war der Fußball-Lehrer erstmals der Übungsleiter eines Männer-Teams, nämlich von Altona 93. Damit hatte er endlich wieder ein Festgehalt und begann, sich von den Sonnenstudios zu trennen.
Stationen in Norddeutschland
Mit Altona 93 schaffte er souverän die Qualifikation zur damals neuen, viertklassigen Regionalliga Nord. Die Hamburger erwischten einen guten Start, aber die Rahmenbedingungen der neuen Spielklasse machten dem kleinen Klub zu schaffen. In der Winterpause trennte sich der Vorstand vom Trainer. Die Begründung: „Wir müssen Geld sparen.“ Aber ein Vertrag lässt sich nicht so einfach auflösen. „Seitdem habe ich eine Rechtschutzversicherung“, grinst Torsten Fröhling.
Zur Serie 2009/10 stieg er als U23-Trainer bei Holstein Kiel ein und war zugleich der zweite Co-Trainer der Profis, die in die dritte Liga aufgestiegen waren. Im Kader standen damals auch Christian Jürgensen und Tim Wulff, die er bei Weiche 08 wiedertraf. In Kiel überschlugen sich damals die Ereignisse. Chefcoach Falko Götz musste gehen, Torsten Fröhling rückte an die erste Stelle. Mit ihm holte Holstein in drei Spielen starke sechs Punkte. Mit einem guten Gefühl ging er zum nächsten Vorstandsgespräch. Doch dort hieß es: „Wir stellen dir unseren neuen Trainer vor, du kümmerst dich wieder um die U23.“ Torsten Fröhling musste zunächst etwas kleinere Brötchen backen. Es folgten der niedersächsische Oberligist VfB Oldenburg und die U17 beim Hamburger SV.
Buntes Treiben in Bayern
2013 lockte 1860 München, und das Nordlicht coachte zunächst die U21. „Von der Dynamik und dem Stellenwert des Fußballs war das eine ganz andere Aufgabe“, stellte Torsten Fröhling schnell fest. Die „Löwen“ teilten sich damals die Allianz-Arena mit den Bayern, taumelten allerdings in der Zweitklassigkeit. In der Serie 2014/15 warfen zwei Trainer das Handtuch. Der dritte war Torsten Fröhling. Vor 50.000 jubelnden Fans schaffte 1860 in der Relegation den Klassenerhalt – ausgerechnet gegen Holstein Kiel. Die Spannungen zwischen dem Stammverein und dem jordanischen Investor Hasan Ismaik waren allerdings riesig, sodass München ein unruhiges Pflaster blieb. Für Torsten Fröhling war im Oktober 2015 Schluss. Angesichts der großen Entfernung in den Süden hatte die Dimission auch seine Vorteile: Frau, Sohn und Tochter waren in Hamburg geblieben.
Dennoch nahm der Fußballlehrer noch zwei weiter entfernte Offerten an. Zunächst rettete er den Drittligisten SV Wehen Wiesbaden vor dem Abstieg, dann kümmerte er sich fast vier Jahre um die U23 von Schalke 04. Dabei erlebte er mit, wie ein stolzer Champions-League-Teilnehmer zum Zweitligisten wurde. Torsten Fröhling selbst blieb anderthalb Jahre ohne neue Einstellung. „Die Jobs als Trainer wachsen im etwas höheren Alter nicht an den Bäumen“, weiß er.
Der Draht zu Christian Jürgensen, bislang Sport-Geschäftsführer bei Weiche 08, ebnete im letzten November den Weg nach Flensburg – in die Fußball-Provinz. „Egal ob großer oder kleiner Verein“, betont Torsten Fröhling. „Fußball bleibt Fußball und ist ein einfaches Spiel.“ Bei Weiche 08 taten sich die Spieler aber zunächst schwer. Im Juni feierten sie ihren neuen Coach als Retter in der Relegation – zum dritten Mal nach 1860 München und Wiesbaden. „Darauf möchte ich gar nicht reduziert werden“, sagt der 58-Jährige. „Ich möchte Mannschaften aufbauen, junge Spieler entwickeln und das stetige Arbeiten vermitteln.“ Er freut sich, wenn er im Fernsehen Stefan Ortega (Manchester City) oder Maximilian Wittek (VfL Bochum) sieht, mit denen er einst in München zusammenarbeitete. Und Jonathan Tah (Bayer Leverkusen) kennt er aus gemeinsamen Hamburger Zeiten. Jetzt hofft Torsten Fröhling, dass bei Weiche 08 der nächste Frühling wesentlich entspannter wird als der letzte. „Flensburg ist schön, vor allem wenn die Sonne scheint“, sagt er mit einem Lächeln.
Text: Jan Kirschner
Fotos: Jan Kirschner, privat