Schleswig-Holstein wird von vielen als „der echte Norden“ bezeichnet und ist als beschauliches Bundesland an der Ostsee mit seinen Küsten, Leuchttürmen und der entspannten Lebensart bekannt. Doch hinter der Idylle verbirgt sich viel mehr, denn: Schleswig-Holstein ist ein Hotspot der Glücksspielbranche.
„Dieses Angebot gilt nur für Spieler mit Wohnsitz in Schleswig-Holstein.“ Dieser Werbesatz dürfte sich in so manchen Köpfen festgesetzt haben. Denn während andere Bundesländer mit strengen Regulierungen den Markt beschränkten, genoss Schleswig-Holstein lange den Ruf eines liberalen Vorreiters in Sachen Online-Casinos und Glücksspiel.
Die Sonderrolle Schleswig-Holsteins: Ein Blick zurück
Die Geschichte des Glücksspiels in Deutschland ist geprägt von einem Flickenteppich unterschiedlicher Gesetze und Regulierungen. Lange Zeit dominierte ein staatliches Monopol, doch mit dem Aufstieg des Internets gewann das Online-Glücksspiel zunehmend an Bedeutung. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, einigten sich die Bundesländer im Jahr 2008 auf einen Glücksspielstaatsvertrag.
Dieser sah jedoch ein restriktives Modell vor, das Online-Casinos und -Poker weitgehend verbot – ein Dorn im Auge vieler Glücksspiel-Fans und leider auch ein Grund für das Aufblühen des unregulierten Marktes.
Schleswig-Holstein ging bezüglich der Online-Casinos dagegen einen anderen Weg: Im Jahr 2012 verabschiedete das Land ein eigenes Glücksspielgesetz, das die Liberalisierung des Marktes einleitete. Online-Casinos und -Poker wurden legalisiert und Lizenzen an private Anbieter vergeben.
Die Folgen dieser Liberalisierung ließen nicht lange auf sich warten. Zahlreiche Glücksspielanbieter siedelten sich in Schleswig-Holstein an. Doch die Sonderrolle sorgte auch für Kritik. Insbesondere Suchtexperten warnten vor den Gefahren des Glücksspiels und forderten eine strengere Regulierung.
Ein Paradies für Anbieter: Die Gründe für die Attraktivität Schleswig-Holsteins
Das Warum liegt klar auf der Hand: Das liberale Glücksspielgesetz bot Glücksspielanbietern ein rechtssicheres Umfeld für ihr Geschäft. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern, die Online-Casinos und -Poker entweder ganz verboten oder nur stark eingeschränkt zuließen, konnten Betreiber in Schleswig-Holstein Lizenzen für ein breites Spektrum an Glücksspielen erhalten. Dies umfasst neben Online-Casinos und -Poker auch Sportwetten und Lotterien.
„Schleswig-Holstein hat sich aufgrund seiner progressiven und klaren Regulierungen früh als Vorreiter im Glücksspielsektor etabliert. Die Kombination aus einem rechtssicheren Rahmen, einer moderaten Steuerpolitik und einer konsequenten Spielerschutzstrategie machte das Bundesland für Glücksspielanbieter besonders attraktiv. Außerdem ermöglichte das Schleswig-Holsteiner Lizenzsystem Unternehmen, auf dem deutschen Markt legal zu operieren, was einen enormen Vorteil in einem ansonsten stark regulierten Umfeld darstellte,“ sagt Avi Fichtner, Branchenexperte und Gründer von onlinecasinosdeutschland.de.
Der Glücksspielstaatsvertrag 2021: Ein Wendepunkt?
Mit dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags im Juli 2021 änderte sich die Glückspiellandschaft in Deutschland grundlegend. Erstmals wurde ein einheitlicher Rechtsrahmen für das Online-Glücksspiel geschaffen, der für alle Bundesländer bindend ist.
Der neue Staatsvertrag sieht zwar eine Öffnung des Marktes für Online-Casinos und -Poker vor, jedoch mit strengen Auflagen und Beschränkungen. So wurden beispielsweise Einzahlungslimits und Werbebeschränkungen eingeführt, um Spielsucht vorzubeugen.
Für Schleswig-Holstein bedeutete der neue Staatsvertrag eine Abkehr von seinem liberalen Ausnahmefall. Die im Landesglücksspielgesetz verankerten Regelungen wurden durch die Vorgaben des Bundesgesetzes abgelöst – doch nun scheint das Bundesland schon wieder einen Sonderweg einzuschlagen.
Zukunftsperspektiven: Wie geht es weiter in Schleswig-Holstein?
Die Glücksspielbranche blickte mit Spannung auf die weitere Entwicklung in Schleswig-Holstein. Viele Anbieter hofften, dass das Land auch unter den neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen ein attraktiver Standort für die Branche bleiben wird –, was jetzt so weit sein könnte.
Schleswig-Holstein hat nämlich kürzlich erstmals Lizenzen für private Anbieter von Online-Casinospielen erteilt. Dadurch dürfte das Land seine Vorreiterrolle seit dem GlüStV 2021 in Deutschland zurückerlangen. Ziel dieser Maßnahme ist es, den Spielerschutz zu stärken und illegales Glücksspiel einzudämmen.
Der rechtliche Rahmen hierfür ist der Glücksspielstaatsvertrag, der klare Regeln für den Betrieb von Online-Casinos sowie Maßnahmen zur Suchtprävention festlegt. Die neuen Lizenzen erlauben es Unternehmen, legal Online-Casinospiele wie Roulette und Blackjack anzubieten, was den Markt sicherer und transparenter machen soll.
Durch strenge Kontrollen und Vorgaben, wie monatliche Einzahlungslimits und Spielersperren, soll sichergestellt werden, dass Spieler geschützt bleiben. Diese Entwicklungen sollen zudem das Vertrauen in den regulierten Markt stärken und langfristig illegale Angebote verdrängen.
Ein neues Kapitel im Glücksspielparadies?
Schleswig-Holstein hat sich über die Jahre als Vorläufer im Glücksspielsektor etabliert. Die frühzeitige Liberalisierung des Marktes und die Einführung eines eigenen Glücksspielgesetzes 2012 machten das Bundesland attraktiv für Anbieter. Mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 wurde jedoch ein einheitlicher Rechtsrahmen für Deutschland geschaffen, der den Sonderweg Schleswig-Holsteins beendete.
Nun erteilt das Land jedoch erneut Lizenzen an private Online-Casinoanbieter, was die Vorreiterrolle wieder stärken könnte. Ziel ist es, illegales Glücksspiel einzudämmen und den Spielerschutz zu gewährleisten. Damit dürfte Schleswig-Holstein weiterhin nicht nur als Wassersport-Paradies und perfektes Urlaubsziel bekannt sein, sondern auch ein Mekka für die Glücksspielbranche in Deutschland bleiben.
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