Kann man in gleich zwei Stadtteilen tief verwurzelt und zu Hause sein? Ja, das kann man durchaus, zumindest, wenn man wie Jürgen Sander einmal für gut befundene Wurzeln beibehält, an Gutem festhält. Seit beinahe 50 Jahren lebt er nun schon mit seiner Frau im Stadtteil Engelsby im sogenannten „Komponistenviertel“ – im Franz-Liszt-Hof. Und schon weit mehr als 50 Jahre ist er einem einzigen Sportverein treu geblieben: dem SV Adelby. Dabei ist er gar kein gebürtiger Flensburger. Wie bei so vielen anderen vor und auch nach ihm war die Bundeswehr – hier die Marine – zumindest indirekt „schuld“ daran, dass es ihn nach Flensburg verschlug. 

Jürgen Sander und seine Frau SV Adelby

Ein gebürtiger Niedersachse

Geboren ist Jürgen Sander im Juli 1945 – der schreckliche Zweite Weltkrieg war soeben erst beendet worden. Im ostniedersächsischen Königslutter, am bekannten Höhenzug Elm gelegen, erblickte er erstmals das Licht dieser Welt. Dort lebte die Familie Sander: Vater und Mutter, zwei Schwestern sowie der kleine Jürgen, bis in die Mitte der 1950er Jahre. Im November 1955 begann die Geschichte der Bundeswehr, auch Jürgens Vater sah für sich eine berufliche Chance mit einem Eintritt in die neuen deutschen Streitkräfte. Er verpflichtete sich und trat schließlich im Folgejahr 1956 seinen Dienst in der damaligen Marine-Fernmeldeschule in Flensburg-Mürwik an. Eine Zeitlang pendelte der Vater zwischen Wohnort und Dienstort, doch 1958 fand die Familie endlich eine Dienstwohnung in Flensburg, der Umzug mit Sack und Pack stand an.

Jürgen Sander und seine Frau SV Adelby

Die Familie bezog eine nagelneue Wohnung in Mürwik in der Straße Friedheim, an der Ecke zur Heinz-Krey-Straße gelegen – direkt gegenüber von Kaufmann Hansen (heute ist dort ein Tanzstudio ansässig). Der damals 13jährige Jürgen war glücklich: „Das erste Mal in meinem Leben hatte ich ein eigenes Zimmer – ganz für mich allein“, erinnert sich unser Protagonist. 

In Flensburg angekommen

Jürgen lebte sich recht schnell in seiner neuen Heimat ein. Dazu trug natürlich auch bei, dass er in die in der Nähe gelegene Mürwik-Schule eingeschult wurde – so hieß damals die einzige Mürwiker Volksschule, heute ist dort die Ostseeschule zu Hause. Er besuchte jene Lernstätte noch für insgesamt zwei Schuljahre, schloss schließlich im Alter von 15 Jahren seine Schulkarriere erfolgreich mit dem Hauptschulabschluss ab.

Damals sah der Stadtteil Mürwik noch ganz anders aus, als wir ihn heutzutage kennen. Für die Kinder und Heranwachsenden waren große Teile des Stadtteils wahre Spielwiesen, von der heutigen Verdichtung und dem aktuellen und gewohnten Stadtbild des östlichen Flensburg war man seinerzeit noch weit entfernt. Jürgens Schulweg führte von seinem Zuhause Ecke Friedheim/Heinz-Krey-Straße über den Heinz-Krey-Hof und anschließend über eine riesige Grünfläche, die bei allen nur die „Koppel“ hieß, durch die Gartenanlage hinter der Christus-Kirche zur Mürwik-Schule. Am Ende der 1950er Jahre gab es auf dem Areal noch kein KBA-Hochhaus sowie die dazugehörigen weiteren Liegenschaften, das Verlagsgebäude des sh:z sowieso schon gar nicht. Das KBA war zwar schon in Flensburg seit dem Jahr 1952 ansässig, doch waren seinerzeit noch sämtliche Mitarbeiter des KBA in der Bonte-Kaserne, dem späteren Stabsgebäude des Marinestützpunkts Mürwik, auf eben jenem Stützpunktgelände – heute Sonwik – untergebracht. Nach der Grundsteinlegung 1961 wurde das heutige KBA-Hochhaus an der Fördestraße schließlich 1965 fertig und von der Behörde bezogen.

Jürgens Berufswunsch stand längst fest: Er wollte gern Fernmelde-Handwerker bei der Bundespost werden. Seine Bewerbung für eine solche Lehrstelle hatte er noch während der zu Ende gehenden Schulzeit abgeschickt. Fernmeldehandwerker war ein ehemaliger Ausbildungsberuf bei der Deutschen Bundespost.

Jürgen Sanders Klassenfoto SV Adelby

Diese bis 1970 dreieinhalbjährige, später auf drei Jahre beschränkte Ausbildung wurde im Jahr 1989 endgültig eingestellt, ab 1987 durch den Kommunikationselektroniker ersetzt.

„Lehrjahre sind keine Herrenjahre“

Leider hatte Jürgen aber den vorgegebenen Abgabetermin verpasst, war mit seiner Bewerbung für eine gleich nach der Schule beginnende Lehre einfach zu spät dran. Was nun? Der Berufsberater vom hiesigen Arbeitsamt empfahl dem angehenden Lehrling zur Überbrückung den einjährigen Wechsel zum Jugendaufbauwerk in Hörnum auf Sylt, um ebendort an metallverarbeitende Berufe herangeführt zu werden. Das Angebot nahm Jürgen auf Geheiß der Eltern an, zog zum 1. April 1961 um von seinem behüteten Zuhause in Flensburg ins ferne Hörnum auf Sylt – damals begann das Schuljahr noch Anfang April jeden Jahres.

Jürgen und seinen Klassenkameraden auf Sylt SV Adelby

Das war für einen 15jährigen Jungen, der zudem noch recht klein und schmächtig wirkte, ein ziemlich großer Einschnitt ins bisher gewohnte Leben. Jürgen war zu der Zeit „nur“ 1,52 m groß, fast immer einen Kopf kleiner als die anderen Gleichaltrigen – erst auf Sylt begann er in die „Höhe zu schießen“, war bald mit den anderen auf Augenhöhe.

Er fand sich in der neuen Umgebung in Hörnum zu seiner eigenen Zufriedenheit schnell zurecht, hatte keine Probleme mit seinen Mitschülern und den dortigen Erziehern und Lehrern. In jenem Schullandheim herrschten damals zwar recht strenge Regeln, jeder hatte sich an allen möglichen Pflichten und Tätigkeiten wie Küchendienst, Saubermachen usw. selbstverständlich zu beteiligen, dennoch hat Jürgen dieses eine Jahr in guter Erinnerung behalten, wurde vielleicht sogar dadurch schneller zur Selbstständigkeit erzogen, denn er fuhr von Sylt aus nur alle 3 bis 4 Wochen – und in den Ferien – nach Hause zur Familie nach Flensburg.
Schließlich war es soweit: Er hatte das Überbrückungsjahr erfolgreich abgeleistet und begann seine angestrebte Lehre bei der Bundespost im Sommer 1962. Ausbildungsort war seinerzeit in Schleswig-Holstein ausschließlich die Hauptstadt Kiel, beim dortigen Fernmeldeamt.

Erneut bezog Jürgen zusammen mit den anderen auswärtigen Post-Lehrlingen eine Unterkunft in einem Wohnheim, diesmal auf dem Jugendhof Hof Hammer, dem Lehrlingswohnheim im Kieler Stadtteil Hassee. Hier in Kiel verbrachte Jürgen die nächsten dreieinhalb Jahre bis zum erfolgreichen Abschluss der Lehre zum Fernmeldehandwerker.

Wohnheim Kiel SV Adelby

Viele seiner Mitabsolventen mussten im Anschluss an die Lehrzeit ihren Wehrdienst bei der Bundeswehr ableisten, doch Jürgen wurde „nur“ in der Tauglichkeitsstufe 2 eingestuft („Ersatz-Reserve 2“), so blieb ihm dieser zeitliche Umweg über die Wehrpflicht erspart. Er war nicht böse drum, auch sein Vater meinte nur lapidar: „Einer aus der Familie beim Bund reicht völlig!“

Zurück in Flensburg

Er kehrte nun wieder nach Flensburg zurück und wurde beim hiesigen Fernmeldeamt in der Rathausstraße eingesetzt, war jahrelang beruflich viel auf Achse, dabei meistens im Außendienst tätig.

SV Adelby

Er nahm mit Freude und Begeisterung die erlernte Tätigkeit auf, wohnte zwar noch zu Hause bei den Eltern, konnte aber stets seiner Wege gehen. Wie viele seiner Altersgenossen ging er am Wochenende gern zum Tanzen, und bei so einer Gelegenheit lernte er auch seine spätere Frau Marion kennen: Es geschah im Jahr 1968 in der „Himbeer-Ranch“, wie das Lokal „Johannisgarten“ in Mürwik an der Fördestraße von allen Einheimischen liebevoll genannt wurde. Beim Schwofen lernten sie sich damals kennen und später lieben!

Mittlerweile volljährig geworden, konnte er sich nun auch endlich (!) seinen langgehegten Wunsch erfüllen: in einem richtigen Verein Fußball spielen! Sein Vater war stets dagegen gewesen, dass der Junge zu viel kickte, das war dem „Alten Herrn“ nämlich zu gefährlich, und er verbot es dem Sohn kurzerhand.

SV Adelby

Im Jahr 1969 kam Jürgen eher zufällig zum SV Adelby, ein Arbeitskollege nahm ihn einfach mal mit zum Fußballtraining, und so geschah es: Zum 1. August 1969 wurde er Mitglied im SV Adelby und fing sogleich dort mit dem Fußballspielen an – im schon recht hohen Fußballer-Alter von 24 Jahren. Er war zwar kein herausragender Spieler, doch das Kicken in der Gemeinschaft bereitete ihm stets viel Freude, er erlebte bei den Fußballern des SV Adelby gleich mehrere Klassenwechsel durch Auf- und Abstiege mit, und gerade im Kreisklassen-Fußball stand und steht ja das gemeinsame Erlebnis und die Freude am Sport im Vordergrund.

Bei der Arbeit im Außendienst SV Adelby

Er war einige Jahre später sogar als Trainer der gleichen Mannschaft aktiv, konnte als Übungsleiter auch noch einmal einen unerwarteten Aufstieg mit der Mannschaft feiern – der ihn später aufgrund einer verlorenen Wette seinen Bart kostete. Unter großem Jubel wurde er bei der anschließenden Aufstiegsfeier im vereinseigenen Clubheim von den Spielern als Wetteinlösung mitten im Saal fachmännisch rasiert!

Familiengründung

Seine Beziehung mit der Freundin Marion hatte sich längst als etwas Festes herausgestellt und die beiden wollten gern den weiteren Lebensweg gemeinsam beschreiten: Im Jahr 1971 haben sie folgerichtig ihre Beziehung amtlich gemacht und geheiratet. Jürgen hatte schon zu Junggesellenzeiten eine eigene Wohnung in der Kappelner Straße bezogen. Dort verbrachten sie gemeinsam die ersten Ehejahre, und das Familienglück war vollkommen, als im Jahre 1973 ihr Sohn geboren wurde. Eine Zeitlang blieben sie noch in der „Kappelner“ wohnen, wussten aber schon, dass auf Dauer eine größere Wohnung hermusste. Die fanden sie schließlich im gleichen Haus, so dass ein Umzug relativ problemlos zu bewältigen war. Doch auch jene Bleibe war nicht das, was sie sich erhofft hatten, so fanden sie schließlich in der Friesischen Straße eine passende Wohnung für sich und den heranwachsenden Stammhalter. Leider änderte sich dort recht bald die Wohnsituation: Nach einer umfassenden Renovierung des gesamten Mietshauses wurde eine üppige Miet­erhöhung fällig – die konnten sich die Sanders mit nur einem Einkommen einfach nicht mehr leisten. Doch Jürgen wusste Rat, wie man die verzwickte Wohnungssituation gut meistern könnte. Als Postbediensteter hatte er nämlich einen Anspruch auf eine sogenannte Dienstwohnung. Beim Post-Bauverein beantragte er eine solche Unterkunft, erhielt daraufhin zwei für seine Familiengröße passende Angebote. Die Eheleute Sander entschieden sich im Jahr 1977 für die eine ihnen mehr zusagende Variante: die Wohnung in Engelsby im Franz-Liszt-Hof. In jener Wohnung leben sie seit mittlerweile 46 Jahren, sind dort auch heute noch sehr zufrieden und glücklich und haben nach eigener Einschätzung in Sachen Wohnung alles richtig gemacht. 

Die Mitte des Lebens

Marion und Jürgen Sander hatten somit gewissermaßen zum Beginn des nächstens Jahrzehnts – der 1980er Jahre – in ihrem Familienleben „alles auf die Reihe gebracht“ und zur eigenen Zufriedenheit geregelt: eine funktionierende Familiengemeinschaft mit einem heranwachsenden und Freude machenden kleinen Stammhalter, eine passende Wohnung, einen guten Job, geregelte Freizeitvergnügen. Apropos Freizeit: Mittlerweile kickte Jürgen in der Mannschaft der „Alten Herren“ beim SV Adelby, er hatte ja bereits die erforderliche Altersgrenze von 32 Lebensjahren dafür erreicht. Beruflich war stets viel zu tun, doch wechselte er nach den ersten Jahren im Außendienst ziemlich bald in den Innendienst, gleichbedeutend mit einer fast ausschließlich sitzenden Tätigkeit am Schreibtisch. Dieser Schritt nach drinnen war zwar einerseits recht angenehm – er musste nicht mehr bei Wind und Wetter draußen arbeiten, doch behagte ihm das stundenlange Stillsitzen auf Dauer auch nicht so recht. Ihm fehlte einfach die gewohnte Bewegung und so fing er alsbald an, regelmäßig nach Feierabend zu laufen, er begann zu joggen.

Maratho Hamburg SV Adelby

Mit zunehmendem Alter fiel ihm zudem das Fußballspielen immer schwerer, das eine und andere „Zipperlein“ stellte sich mit den Jahren ein. So kam er allmählich immer weiter weg vom Mannschaftssport Fußball, intensivierte dafür das Laufen, bis er bald jeden Tag seine Runden drehte, einfach drehen wollte – der Wunsch wuchs in ihm und wurde immer größer und intensiver. 

Jürgen entdeckt für sich eine neue Sportart

Nach und nach dehnte Jürgen seine Laufstrecken immer weiter aus, fing bald an über Land zu laufen. Gerade östlich von Engelsby gibt es zahlreiche schöne Strecken durch Wald und Natur, etwa vorbei am Fernsehturm, oder durch das Weeser Gehölz, natürlich auch das Naturschutzgebiet Twedter Feld – um nur einige zu nennen. Jürgen war nun ein passionierter Läufer geworden, wollte diesem Sport aber auch in seinem Sportverein, dem SV Adelby, eine Heimat geben. Er trat 1986 in die Laufsparte seines Vereins ein, fand schnell einige Gleichgesinnte, und verstärkte so auch diese Sparte in seinem Verein. Nun wurde vereinsmäßig regelmäßiges Training angeboten. So wurde einmal in der Woche ein Vereinstraining durchgeführt, man lief gemeinsam eine ausgewählte Strecke von etwa 15 Kilometern – natürlich blieb es jedem Läufer freigestellt, an anderen Tagen noch zusätzlich selbst zu laufen und zu trainieren.

Ein Laufkamerad motivierte unseren Dauerläufer schließlich dafür, auch mal einen Marathon-Lauf zu wagen. Jürgen war nicht abgeneigt, hatte aber doch eine Menge Respekt vor der Marathonstrecke von mehr als 42 Kilometern. Er trainierte nun regelmäßig, baute seine Distanz immer weiter aus. Im Jahr 1987 war es dann soweit. Jürgen nahm erstmals offiziell an einem Langstreckenlauf teil: Er meldete sich für den Sylt-Lauf an, der damals über eine Strecke von genau 33,3 Kilometern über große Teile der Nordseeinsel führte.
Den Lauf absolvierte er in einer für seine Vorstellungen guten Zeit, er kam bestens mit der Strecke und der zu laufenden Distanz zurecht – der Test für eine mögliche Teilnahme an einem echten Marathon war aus seiner Sicht durchaus gelungen.

Postlauf SV Adelby

Der Marathonläufer

Jetzt war er endgültig bei den Langstreckenläufern angekommen. Noch im selben Jahr 1987 meldete Jürgen für den Hamburg-Marathon, den er ebenfalls erfolgreich meistern konnte. Er nahm in den kommenden Jahren in ganz Schleswig-Holstein an diversen Langläufen über unterschiedliche Distanzen teil, startete als Vereinsläufer für den SV Adelby bei solchen Events.

New York Marathon SV Adelby

Jürgen lief nun praktisch das ganze Jahr hindurch, absolvierte pro Kalenderjahr 2 bis 3 Marathonläufe, gerade an dem Marathon in Hamburg nahm er viele Jahre hintereinander teil – etwa bis in die Mitte der 1990er Jahre. Noch kurz vor der Wende – im Jahr 1989 – nahm er in der „noch Hauptstadt“ Bonn und Hauptsitz seines Arbeitgebers „Deutsche Bundespost“ am Post-Marathon teil – für ihn eine schöne Erinnerung an einen ganz besonderen Lauf in sehr reizvoller Umgebung.

Apropos Wende: Nach 1990 und der deutschen Wiedervereinigung wechselte er den Dienstort und ging beruflich für ein ganzes Jahr nach Neubrandenburg in die neuen Bundesländer, hat dort beim sogenannten „Aufbau Ost“ aktiv mitgewirkt. Diese Zeit im neuen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern war für ihn von viel Arbeit und wenig Freizeit geprägt, eine Menge Zeit ging zudem beim Pendeln zwischen dem Zuhause in Flensburg und dem Dienstort Neubrandenburg drauf – für sein großes Hobby Laufen hatte er in diesem Jahr einfach keine Zeit, der Sport blieb im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke.
Nach der beruflichen Rückkehr nach Flensburg nahm er natürlich seine alten Gewohnheiten wieder auf, fing bald wieder mit dem regelmäßigen Laufen an und hatte auch den einstigen Spaß an der Sache wiederentdeckt, er merkte aber gleichzeitig, dass er jetzt altersbedingt nicht mehr an seine vorherigen Bestzeiten aus den 80er Jahren heranreichte. Dennoch: Die Laufgruppe im SV Adelby blieb erhalten, wenngleich sich bei den Läufern ein stetiger Wechsel abzeichnete.
Wie einst beim Fußball wollte Jürgen auch in dieser Sparte den Mitstreitern ein gutes Vorbild sein, er machte einen entsprechenden Leichtathletik-Trainerschein (den sogenannten C-Schein) über den LSV (Landessportverband) und leitete fortan das Laufen in seinem Verein.

Seine sportlichen Highlights

Sein absoluter sportlicher Höhepunkt war für ihn unbestritten die Teilnahme am legendären New York-Marathon. Wie kam er denn dazu? Nun, einer seiner regelmäßigen Lauffreunde sprach ständig davon, wenigstens einmal im Leben an eben diesem legendären Sportevent teilzunehmen. Die beiden Läufer malten sich in ihren zahlreichen Gesprächen aus, wie das wohl sein würde und sich anfühlen würde. Irgendwann entschieden die beiden positiv „Laufverrückten“ kurzerhand für sich: Wir machen da einfach mal mit!

Gesagt, getan! Im Jahr 1998 ging es für Jürgen und seinen Lauffreund über den „großen Teich“, sie starteten tatsächlich und nahmen als Marathonläufer am sagenumwobenen New York-Marathon teil! „Ein unvergessliches Erlebnis“, schwärmt Jürgen noch heute von seinem sportlichen Highlight!
Im Folgejahr 1999 ging es für Jürgen erneut zu einem ausländischen Marathonlauf: Er ging beim Stockholm-Marathon in Schwedens Hauptstadt an den Start – auch dieser Lauf sollte für ihn ein unvergessliches Ereignis in seinem Läuferdasein werden.

New York Marathon SV Adelby

Tributzoll ans Alter

Es sollte sein letztes großes sportliches Ereignis sein, wie sich alsbald herausstellte. Der simple Grund: Die mittlerweile in über 50 Lebensjahren stark beanspruchten Gelenke unseres Protagonisten, insbesondere die beiden Knie, wollten nicht mehr so wie er das gern hätte. Ein Lauffreund, der als Orthopäde das Problem nur zu gut kannte, fasste als Diagnose zusammen: „Der Verschleiß ist mehr als spürbar, da kann man nicht mehr viel machen.“ Möglicherweise Spätfolgen vom jahrelangen Fußballspielen, wer weiß? Vielleicht hatte sein Vater einst nicht ganz Unrecht mit dem Fußballspielen …
Wie dem auch sei, Jürgen machte bald aus der Not eine Tugend: „Ich bin schon immer gern mit dem Fahrrad gefahren. Das schont erwiesenermaßen die Gelenke, also für mich genau das Richtige!“

Altersgerechter Sport

Das Radfahren war das eine, doch Jürgen hatte noch weitere sportliche Aktivität ins Auge gefasst. Im Jahr 2002 hat er bei seinem Sportverein SV Adelby eine neue Sportart etabliert und mitgegründet: das Nordic Walking. Anfangs von einigen noch belächelt, wurden die „Spaziergänger mit Skistöcken“ doch bald ernstgenommen, immer mehr insbesondere ältere Mitmenschen entdeckten diese gelenkschonende und doch aktivierende Sportart für sich. „Seit nunmehr gut 20 Jahren bin ich regelmäßig und mindestens einmal in der Woche beim Nordic Walking unterwegs, „walke“ pro Einheit rund 8 Kilometer, und fühle mich dabei immer wieder richtig gut!“, weiß Jürgen von den Vorzügen dieses Sports zu erzählen.

Ein neuer Lebensabschnitt

Jürgen Sander ist im Jahr 2007 in den Vorruhestand gewechselt, machte dann auch sein einstiges Versprechen wahr: „Jetzt im erreichten Ruhestand bin ich bereit, mich auch ehrenamtlich im Vereinsvorstand zu engagieren.“ Wer das im Kreise der Vereinsmitglieder mitteilt, braucht keine Angst zu haben, etwa nicht gewählt zu werden.

Rad Tour SV Adelby

So engagierte sich der Neu-Ruheständler alsbald im Vorstand des SV Adelby, hat als Beisitzer an vielen Sitzungen, Besprechungen und Veranstaltungen teilgenommen, unter anderem war er jahrelang für die Pflege der vereinseigenen Homepage verantwortlich. Nach Beendigung seiner Vorstandstätigkeiten war er dann in den letzten gut zehn Jahren „nur“ noch als aktives Mitglied der Nordic Walking-Abteilung dabei.

Jürgens Ruhestand genoss die Familie Sander gemeinsam, endlich war Zeit für mehr familiäre Unternehmungen, sein längst erwachsen gewordener Sohn hatte mittlerweile eine eigene Familie gegründet, ein Enkelsohn war auch bereits ins Leben von Jürgen und Marion Sander getreten. Doch bedeutete auch ansonsten der Begriff „Ruhestand“ in ihrem Falle nicht, dass man die Hände in den Schoß legte. Jürgen und Frau verbrachten seit 1986 Jahr für Jahr ihren Urlaub im wunderschönen Allgäu, nun kamen im Ruhestand zusätzlich regelmäßige Städtereisen dazu. Sie nutzten dabei den GäWoRing, um so günstige Genossenschaftswohnungen für ihren jeweiligen Urlaubsaufenthalt mieten zu können – von Flensburg bis Ludwigshafen, von Heidelberg bis Berlin. Einzige Voraussetzung für Nutzer dieser Plattform: Man muss selbst Mitglied bei einer der teilnehmenden Wohnungsgenossenschaften sein. Den Nutzern stehen übrigens Wohnungen in 27 deutschen Städten sowie in den schweizerischen Städten Luzern und Zürich zur Verfügung.

Das nutzten die Sanders stets wieder gern, kamen so in Landstriche und an Orte, die sich ansonsten möglicherweise nicht besucht hätten. Jürgen begab sich nun sogar zweimal auf größere Fahrradtouren, jeweils in den Sommermonaten 2009 und 2011. Im Jahr 2009  ging es per Bahn einmal durch die Republik von Flensburg bis Frankfurt/Oder. Den Rückweg legte er mit dem Fahrrad zurück, über Berlin ging dabei die erste Fahrradreise. Dieser Trip gefiel ihm dermaßen gut, dass er zwei Jahre später eine ähnliche Entfernung auf dem Rad zurücklegen wollte: Dieses Mal ging es für ihn den Elberadweg entlang, von Bad Schandau über Dresden bis nach Hamburg. In Dresden fühlen die Sanders sich besonders wohl, haben dort schon diverse Male Station gemacht auf ihren Reisen.

Rad Tour SV Adelby

Die Zukunft

Rückblickend stellen die Sanders unisono fest, dass sie ein schönes und erfülltes Leben bis zum heutigen Tage gelebt haben. Beide blicken hoffnungsvoll in die nähere Zukunft, wünschen sich noch einige gute Jahre in gewohnter und vertrauter Gemeinschaft, wobei die Gesundheit ein wichtiger Faktor sei, wie beide bekräftigen. „Wir tragen selbst durch regelmäßiges Sporttreiben dazu bei, dass wir möglichst lange fit und gesund bleiben mögen, in dem Bewusstsein, dass jeder weitere Tag auf Erden ein Geschenk ist!“ 

Der Sportverein SV Adelby hat Jürgens jahrzehntelanges Engagement im und für den Sportverein schon vor Jahren entsprechend gewürdigt. Er ist längst Träger der „Goldenen Ehrennadel“ des SV Adelby, die ihm anlässlich einer Mitgliederversammlung im würdigen Rahmen verliehen wurde. Das Flensburg Journal bedankt sich bei Jürgen und Marion Sander für ein ausgesprochen nettes und interessantes Gespräch  und wünscht den beiden Eheleuten eine gute Zeit für die kommenden Jahre. Wir sind uns sicher, dass wir insbesondere Jürgen Sander noch häufig bei seinen regelmäßigen Nordic Walking-Aktivitäten in und um Engelsby herum treffen werden.

Jürgen und sein Frau SV Adelby

Mit den Sanders sprach Peter Feuerschütz
Fotos: B. Nolte, privat 
  

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