Es gibt schlimme Erkrankungen für uns Menschen. Eine der schlimmsten dürfte die Blindheit sein. Seit Menschen auf der Welt sind, gibt es Blindheit. Schon in der Bibel berichtete man von Blinden und Lahmen.
Wir haben sicher alle schon davon gehört, dass Kinder in der Vergangenheit in der Schule in die hintere Reihe gesetzt wurden, weil man sie für dumm hielt. Abgesehen davon, dass dieser Umgang mit Kindern grundsätzlich zu verurteilen ist, hat man oft nicht erkannt, dass diese Kinder nicht gut sehen konnten. Sie konnten nicht erkennen, was an die Wandtafel geschrieben wurde.
In der heutigen Zeit hat sich für blinde Menschen viel geändert.
Es gibt Blindenvereine, die sich für die Belange von blinden Menschen einsetzen, sie vertreten und betreuen. So auch in Flensburg.
In Flensburg gab es eine Bezirksgruppe des Blindenvereins Schleswig-Holstein. Sie wurde 1923 von blinden Flensburgern gegründet. Finanziert wurde sie durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Peter Weibel, ein Korbmacher, war 43 Jahre lang (bis 1966) Vorsitzender des Blindenvereins Flensburg.

Nachfolger waren:
1966 – 1971 Artur Andresen,
1971 – 1975 Helmut Hauswald,
1975 – 1980 erneut Artur Andresen,
1980 – 2004 Hans Günter Hansen.

Heute gibt es in Flensburg keinen Blindenverein mehr. Die Interessen der Blinden und Sehbehinderten in Schleswig-Holstein werden vom Blinden- und Sehbehindertenverein Schleswig-Holstein mit Sitz in Lübeck vertreten. Zwischenzeitlich hat sich in Flensburg aber wieder eine Gruppe für Blinde und Sehbehinderte zusammengefunden. Diese wurde am 18.05.2022 auf Initiative der ehemaligen Pastorin Elisabeth Caesar gegründet. Die Gruppe trifft sich jeden dritten Mittwoch im Monat von 15 – 17 Uhr im Café „Jetzt“ in der Norderstraße 134.
Die Gründung einer Interessensvertretung für Blinde von 1923 beruht auf Verordnungen und Gesetzen zur „Beschulung blinder und taubstummer Kinder“ aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Ausführungsanweisung verpflichtete Eltern und Schulen, blinde Kinder zu melden (seit 1911 bestand diese Meldepflicht), um sie an speziellen Schulen für Blinde und Taubstumme in Kiel, Schleswig oder Hamburg zu unterrichten. Blinde Kinder wurden Anfang des 20. Jahrhunderts in der Provinzial Blindenanstalt in Kiel unterrichtet. In der Zeit des Nationalsozialismus bestand die Anstalt zunächst weiter und wurde von der Ideologie des Regimes dominiert. War die Blindheit erblich bedingt, erfolgte die Zwangssterilisierung. Im Jahr 1940/41 wurde die Anstalt geschlossen. Die Kinder brachte man nach Hannover, was die Trennung vom Elternhaus bedeutete.
Heute werden erblindete und sehbeeinträchtigte Kinder von ausgebildetem Personal an öffentlichen Schulen unterrichtet. Sie werden mit entsprechendem Unterrichtsmaterial, auch in Brailleschrift, versorgt.

Auch noch interessant:
Die Menschen leiden heute immer häufiger an Augenkrankheiten. In Deutschland erblinden etwa 10.000 Menschen jährlich.
Im Jahr 2005 lebten in Deutschland zwar nur 0,4% Blinde und Sehbehinderte; das waren aber immerhin 347.226 Mitbürger. Heute leben in Deutschland rund 1,2 Millionen blinde und sehbehinderte Menschen. Das sind leider nur Schätzungen, da blinde und sehbehinderte Menschen nicht gezählt werden. Eigentlich ein Skandal!

Deutschlandweit gibt es etwa 270 blinde Juristen

Die wohl bekannteste blinde Juristin ist die Strafverteidigerin Pamela Pabst aus Berlin. Sie ist die erste Strafverteidigerin Deutschlands, die von Geburt an blind ist. Pabst musste sehr viele Hürden nehmen, um in ihrem Beruf arbeiten zu können. Die ARD-Serie „Die Heiland – Wir sind Anwalt“, die sicherlich einigen bekannt ist, wurde von Pabsts Alltag inspiriert. In dieser Serie hat die blinde Anwältin eine Assistentin dabei, die ihr bei allem behilflich ist, was mit dem Sehen zu tun hat.
Pabst selber wäre gern Strafrichterin geworden. Doch eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs aus den 1980er Jahren macht dieses unmöglich. Die Begründung ist, dass in einem Strafprozess der sogenannte Augenschein wesentlich ist. Eine Richterin oder ein Richter muss demnach in der Lage sein, das, was im Gerichtssaal vor sich geht, mit allen Sinnen zu erleben. Dafür muss man also sehen können. Pabst hofft, dass sich das in Zukunft ändern könnte.

Kurt Tomaschewski

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