Platz 13, 41 Punkte und 52:62 Tore – das sind die nackten Zahlen für den SC Weiche Flensburg 08 in der Regionalliga Nord. Es war eine Saison mit Licht und Schatten. Sie glich einer Berg- und Talfahrt. Zunächst waren die Fußballer aus dem hohen Norden das Überraschungsteam.

Wer hätte vor dem ersten Anpfiff Ende Juli gedacht, dass der Fast-Absteiger der letzten Saison mit stolzen 30 Punkten in die zweite Saison-Hälfte gehen würde? Eine Ausbeute, die den Flensburgern in der letzten Spielzeit erst nach zwei Dritteln der gesamten Serie vergönnt war. Und gegen den SV Todesfelde glückte sogar ein 5:0. Höher hatte Weiche 08 seit fast exakt einer Dekade zu Hause nicht mehr gewonnen. „Hier regiert der SCW!“, skandierten die glücklichen Fans im Manfred-Werner-Stadion. „Diese Mannschaft lebt und glaubt an sich – und sie meistert auch taktische Herausforderungen“, meinte SC-Trainer Torsten Fröhling.

20 Neuzugänge in einer Saison
Erstaunlich war die Zwischenbilanz auch wegen der offensiven Transferpolitik der Geschäftsführung. Im Sommer war die Mannschaft komplett umgekrempelt und 15 neue Spieler eingebaut worden, sodass der schnelle sportliche Erfolg eigentlich nicht von Anfang an garantiert war. Und als die erfahrene Defensivkraft Torben Rehfeldt mit einem Kreuzbandriss verletzt ausfiel, mussten die Verantwortlichen erneut handeln. Sandro Plechaty, ein gelernter Außenverteidiger, war Neuzugang Nummer 16. Die Nummer 17 war Innenverteidiger Marian Sarr, der verletzungsbedingt allerdings kaum zum Einsatz kam.

Ende Oktober glückte ein knapper Heimsieg gegen die U21 des Hamburger SV. Dann häuften sich die Spielabsagen. Eine Phase, die nahtlos in die lange Winterpause überging. Der einzige Höhepunkt innerhalb von vier Monaten war das Hallenmasters. Rund 500 Fans machten sich mit Bussen und im Privatauto auf den Weg nach Kiel. Im Finale kassierte Weiche 08 erst 40 Sekunden vor Schluss den entscheidenden Gegentreffer gegen den SV Todesfelde.

Änderungen in der Winterpause
Während der Winterpause wurde gleich an acht Kader-Stellschrauben gedreht. Fünf Spieler verließen den Verein. Für die meisten Schlagzeilen sorgte der Wechsel von Mohamed Cherif zum georgischen Erstligisten Torpedo Kutaisi. Im Gegenzug begrüßten die Flensburger drei neue Gesichter. Der erst 19-jährige Innenverteidiger Karim Hüneburg (Eintracht Braunschweig, U23) stand häufiger in der Startformation. Der Schwede Gustav Karimi und der US-Rückkehrer Tarik Pannholzer verdienten sich eher das Prädikat „Joker“.

Das Verletzungspech grassierte im Februar. Die Negativserie wurde immer länger. Kurz vor Ostern schien die Durststrecke beendet, doch Weiche 08 fing sich gegen die Reserve von Werder Bremen zwei Tore in der unmittelbaren Schlussphase ein. „Die Mannschaft zeigte Reaktion, sie lebt“, sagte der sehr aktive René Guder nach dem 3:3-Remis. Es folgten ein 1:1 gegen den VfB Lübeck und dann das erlösende 3:2 gegen den Bremer SV. Nach 13 Spielen ohne Sieg endlich wieder ein „Dreier“!

Vertragsverlängerung mit dem Trainer
Als der VfL Osnabrück in der 3. Liga den Klassenerhalt sichergestellt hatte und damit maximal vier Teams aus der Regionalliga Nord absteigen mussten, war Weiche 08 zwei Spieltage vor Ende auch rechnerisch nicht mehr gefährdet. Die Planungen für die kommende Saison begannen.

Die wohl wichtigste Personalentscheidung: Die Flensburger und Torsten Fröhling verständigten sich auf eine Vertragsverlängerung bis 2027. „Wir wollen nach zwei schwierigen Jahren eher langfristig planen und eine Mannschaft aufbauen“, erklärte Finanz-Geschäftsführer Harald Uhr. Der 58-jährige Torsten Fröhling bedankte sich: „Ich freue mich sehr, dass meine Arbeit honoriert wird, obwohl wir im Vorjahr und jetzt keine herausragenden Platzierungen erreicht haben.“

Text und Fotos: Jan Kirschner