Sie konnte ihren Augen kaum glauben, als sie die fingerdicken Bohrlöcher im Boden der wildbunten Wiese nahe Joldelund im Kreis Schleswig-Flensburg entdeckte: Gudrun Beuck, zuständige Flächenmanagerin, fand die glasklaren Hinweise für die Existenz des Stierkäfers. Ein kleines Highlight, denn hier bei uns in Schleswig-Holstein ist die Art selten – auf der Roten Liste in Schleswig-Holstein steht der Käfer mit dem kleinen Stirn-Geweih in der „Kategorie 3“, das bedeutet „gefährdet“. Dass er dort jetzt wieder aufgetaucht ist, freut Beuck: „Wir haben diese Fläche – die früher einmal eine intakte Binnendüne war – vor gut sechs  Jahren wieder von dem dort angepflanzten Fichtenforst in eine bunte Düne mit Heide und Magerrasen, mit gelb-blühenden Arnika-Pflanzen, Besenginster und leuchtend-pink blühender Heide zurückverwandelt. Der sandige Boden mit vielen kahlen, sandigen Stellen bietet dem lichtliebenden Stierkäfer perfekte Lebens- und Überlebensbedingungen.“

Große Entdeckung in ganz klein: imposante Stierkäfer sind zurück im Stiftungsland Joldelund

Nur so könne er seine Brutkammern in den Boden baggern und ein sicheres Kinderzimmer für seinen Nachwuchs unter der Erde anlegen, ergänzt Detlef Kolligs, Biologe und Insekten-Experte bei der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Und auch die immer-hungrigen Rinder, die seit der Verwandlung wieder auf der Düne grasen, sorgen, dafür, dass der Stierkäfer hier perfekte Bedingungen vorfindet. Der Stierkäfer forme aus der Rinder-Hinterlassenschaft – den sogenannten „Dung“ – kleine Kugeln und arbeitet diese in seinem im Boden angelegten Brutkammern ein. Das wiederum wirke wie Dünger für die hoch-sensiblen und stark angepassten heimischen Wildpflanzen wie die Arnika, so Kolligs weiter.

„Das funktioniert nur, wenn die Rinder nicht prophylaktisch mit Entwurmungs-Mitteln oder Antibiotika behandelt werden, denn Rückstände dieser Medikamente finden sich auch im Dung wieder und töten den empfindlichen Stierkäfer und auch viele weitere Dungkäferarten, wenn sie sich durch die Hinterlassenschaft wühlen“, sagt Kolligs.

Große Entdeckung in ganz klein: imposante Stierkäfer sind zurück im Stiftungsland Joldelund

In diesen Tagen sind die Käfer schon nicht mehr anzutreffen, sie sind vorwiegend an frostfreien Spätwintertagen aktiv. „Damit nutzen die kleinen tiefschwarzen Käfer eine clevere Nische, denn den Winter überdauern die meisten anderen Insekten, so hat der Stierkäfer den ganzen Dung für sich alleine. Zudem überwintern ihre Fressfeinde, wie der Neuntöter, noch im Süden und werden ihnen auch nicht gefährlich“, sagt Kolligs.

Auch wenn die Versuchung groß ist, möchten wir alle Naturfreund*innen bitten nicht auf den Flächen zu gehen. Weder Käfer noch Arnika dürfen dort entnommen werden. Die Fläche ist ein sensibler Lebensraum.

Pressemitteilung Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein

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