Er ist durch und durch ein Flensburger, auch wenn er woanders das Licht der Welt erblickte und einen Teil seines Lebens im Flensburger Umland zu Hause war. Gerhard Pastor ist gewissermaßen ein Kriegskind, seine Eltern haben sich bedingt durch die unvorhersehbaren Kriegsereignisse fernab der Heimat kennengelernt, sich dort in der Fremde verliebt und ein Kind gezeugt. Seine Eltern begegneten sich irgendwann in Jahr 1943 auf der Krim, der bekannten Halbinsel am Schwarzen Meer.

Die Schlacht um die Krim fand während des Zweiten Weltkriegs in den Monaten April und Mai 1944 zwischen der 17. Armee der Deutschen Wehrmacht und der angreifenden Roten Armee der Sowjetunion statt. Sie endete mit der Niederlage der deutschen Truppen. Gerhards Eltern gehörten beide der Armee-Logistik an, sie als Rot-Kreuz-Schwester und er, ein gelernter Bäcker und Konditor, arbeitete als Koch in der Truppenküche der Armee. Sie heirateten in jener Zeit, denn es war ja ein Kind unterwegs. Im allgemeinen Rückzug der Truppen gelangte das junge Ehepaar Pastor über zahlreiche verschlungene Umwege schließlich nach Schleswig-Holstein. Sie wollten eigentlich nach Krummbek in Ostholstein, wo ihre Eltern zuhause waren. Doch das Kind hatte es besonders eilig, und so wurde der kleine Gerhard im Sommer 1944 noch kurz vorm ersehnten Reiseziel geboren, er kam in Timmendorfer Strand auf die Welt.


Umzug nach Flensburg
Ein Großvater des kleinen Gerhard lebte damals in Flensburg, arbeitete seinerzeit in der Marineschule Mürwik, in der Kelmstraße. Die kleine und junge Familie Pastor zog bald nach der Geburt des Jungen zum Opa nach Flensburg. Nach rund drei Jahren besorgte der stolze Großvater für die Neuankömmlinge eine eigene Unterkunft in der Flensburger Innenstadt, sie bezogen eine Wohnung in einem Mietshaus in der Rathausstraße, im 2. Stock im Haus Nr. 7, direkt neben dem einstigen Bahnhofshotel (das später Hotel Europa hieß). Einige Jahre später bekam Gerhard eine kleine Schwester, Helga wurde geboren. Der Junge wuchs heran, die Eltern ergatterten einen Platz für ihn im Kindergarten am oberen Ende der Rathausstraße, am Nordergraben 3. Seine geplante Einschulung verzögerte sich allerdings um ein ganzes Jahr: Als er eigentlich dran war, befand man ihn als zu dünn und zu schmächtig für die Schule. „Ich war nämlich in jenen Jahren ein ausgesprochen dünner Spittel – ganz im Gegensatz zu heute“, schmunzelt Gerhard.

Sein Revier war die Flensburger Innenstadt
Er besuchte deshalb erst mit 7 Jahren die Nikolaischule, oben auf dem Museumsberg, direkt neben dem Museum gelegen. Auch seine Schwester ging später dort zur Schule. „Es war für uns zwar kein besonders weiter Schulweg, aber die Treppe rauf zum Museumsberg für so kurze Kinderbeine Tag für Tag ein ziemlicher Auf- und Abstieg“, erinnert er sich an seine Schulzeit in der Volksschule. Nach einigen Jahren trennten sich die Eltern, der Vater verließ die Familie und zog in seine ursprüngliche Heimat nach Nordrhein-Westfalen zurück. Nun hatte die Mutter die alleinige Verantwortung für sich und zwei heranwachsende Kinder zu tragen. „Unsere Mutter hatte es schwer in jener Zeit, es ging uns finanziell nicht so gut, obwohl sie neben ihrer Arbeit bei Grundig-Radio, direkt neben dem Büro der Förde-Reederei, nahe der heutigen Speicherlinie (die es damals noch nicht gab), noch zusätzlich in der Restaurantküche der „Fördebrücke“ – gegenüber dem Schiffbrückplatz (heute Willy-Brandt-Platz) – gearbeitet hat. „Nach der Schule durften wir dort gelegentlich umsonst zu Mittag essen“, hat Gerhard noch gute Erinnerungen an jene Jahre. „Der Preis für das kostenlose Essen war allerdings, dass ich anschließend noch beim Abwaschen in der Restaurantküche helfen musste.“

Gerhard und seine Freunde und Spielkameraden hatten die nähere Gegend um den damaligen ZOB zu ihrem Revier erkoren, vom Mauseloch über die Hafenspitze, den „Norder“ sowie die Große Straße, den Holm, vom Museumsumfeld bis zum „Süder“ waren sie unterwegs, spielten und erkundeten die Häuser, Höfe und Hinterhöfe. Sie waren auch sehr häufig dabei, als neben der eigenen Schule oben auf dem Berg das Schulgebäude für die „Hebbelschule“ gebaut wurde. Die Jungs bewunderten die zahlreichen dort tätigen Handwerker und verfolgten das allmähliche Anwachsen des Schulneubaus, besonders die Maurer hatten es dem jungen Gerhard angetan.

Die Berufswahl
Nach neun Schuljahren sollte Gerhard im Jahr 1960 seinen Volksschulabschluss machen. Seine Mutter fragte ihn im letzten Schuljahr, was er denn später mal gern als Beruf ergreifen wollte. „Maurer“, kam es wie aus der Pistole geschossen. So geschah es: Gerhard trat eine Lehre zum Maurer an, wechselte nach kurzer Zeit jedoch die Ausbildungsfirma, weil es ihm in der ersten Lehrstelle überhaupt nicht gefiel. „Ich wusste zwar, dass „Lehrjahre keine Herrenjahre“ sein würden, aber dort war es doch etwas heftig, Backpfeifen und dauerndes „Gemecker“ gehörten zur Tagesordnung“, denkt er ungern an die ersten Erfahrungen in jenem Handwerk zurück. Doch beim zweiten Lehrherrn, bei der Firma Thiesen in Ostenfeld bei Husum, hatte er mehr Glück. „Es herrschte dort zwar auch ein rauer Ton, doch ich habe in dem Betrieb viel gelernt für den späteren Beruf.“ 1963 schloss Gerhard erfolgreich seine Ausbildung zum Maurer ab.

Das Berufsleben
Er fand Anstellung als Maurergeselle in Flensburg bei Konrad Jensen, Inh. Helmut Finke, der seinerzeit seinen Sitz in der Flurstraße 10 auf Duburg hatte. Später zog die Firma in einen Neubau um, in die Boschstraße. Gerhard stieg innerhalb des Betriebs zum Vorarbeiter auf, bekam sogar 5 D-Mark mehr im Monat als die übrigen Gesellen. Einige Jahre später übernahm der Neffe des Inhabers, Peter Finke, das Baugeschäft.
1977 wollte Gerhard Pastor beruflich auch mal etwas Anderes ausprobieren. Er bewarb sich bei Jacob Cement, am Industriehafen auf dem Ostufer. Boy Meesenburg, der Vater des heutigen Firmeninhabers, stellte ihn ein als Lagerverwalter. „Der Job dort war anfangs gut zu schaffen, ich wurde jedoch mit zunehmender Zeit immer mehr eingespannt, musste mich ums Abladen kümmern, dabei selbst mit anpacken, gleichzeitig den Verkaufstresen passen, und viele andere Aufgaben zusätzlich abwickeln. Nach rund anderthalb Jahren hatte ich die Möglichkeit, zur alten Firma zurück zu wechseln, und nahm diese Gelegenheit gerne wahr.“ So blieb Gerhard schließlich durchgehend bis ans Ende seiner beruflichen Laufbahn als Maurer tätig beim Baugeschäft Peter Finke.
Im Jahr 1995 konnte er die Rente beantragen und in den Ruhestand wechseln – nach vielen Jahren harter und körperlicher Arbeit im Bauhandwerk machte er diesen Schritt mit gutem Gewissen und einem guten Gefühl.

Das Privatleben
Irgendwann im Laufe des Jahres 1967 lernte er seine spätere Ehefrau Karin kennen. Die beiden wurden bald ein Paar, zwei Jahre später, in 1969, wurde geheiratet. Karins Elternhaus stand in Bönstrup, in der Dorfstraße 4. Das frisch gebackene Ehepaar zog bald dort ein, sie fanden ihr Zuhause im ersten Stock direkt über den Schwiegereltern. „Mein Schwiegervater besaß reichlich Land, schenkte mir bald ein im Apfelgarten liegendes unbebautes Grundstück. Als gelernter Maurer fiel es mir nicht schwer, dort eigenhändig mein bzw. unser gemeinsames Eigenheim hochzuziehen. Ich kannte natürlich zahlreiche Handwerker aller möglichen anderen Gewerke, außerdem betreute meine Firma Peter Finke seinerzeit ein Bauvorhaben in Maasbüll. So konnten wir die räumliche Nähe nutzen, günstig aktuell nicht benötigte Maschinen auch privat einsetzen. Ich baute baugleich unser eigenes Haus, für die kostenlosen Baupläne musste ich allerdings 5 Tage lang umsonst beim Firmenbau in Maasbüll mithelfen. Vom ersten Spatenstich bis zu unserem späteren Einzug in das eigene Heim dauerte es dennoch insgesamt fast zwei Jahre“, denkt er an die teilweise stressige Bauphase zurück.
Die Familie Pastor fühlte sich wohl in Bönstrup, im Jahr 1977 stellte sich Nachwuchs ein, die Zwillinge Björn und Lars erblickten das Licht der Welt. In der unmittelbaren Nachbarschaft lebte die Familie Börnsen. Man freundete sich schnell an mit der Familie von Wolfgang Börnsen, der später jahrzehntelang den Wahlkreis als Abgeordneter im Deutschen Bundestag aktiv vertrat: Die Pastor-Jungen und die Börnsen-Kinder spielten viel miteinander, auch die Erwachsenen harmonierten ebenfalls und feierten gern und ausgelassen bei zahlreichen passenden Gelegenheiten „rauschende Feste“.

Das Hobby Fußball
Gerhard interessierte sich schon immer für Fußball, spielte beim nahegelegenen TV Grundhof aktiv in der Herrenmannschaft auf Kreisebene. „Irgendwann bekam ich mit, dass der Verein händeringend Schiedsrichter suchte, die im Namen des Vereins für den Landes- und Kreisverband Fußball-Spiele leiten sollten. Ich meldete mich freiwillig, belegte einen Anwärterlehrgang, bestand die abschließende Prüfung, und durfte mich ab 1972 Fußball-Schiedsrichter nennen“, schildert Gerhard, wie er zu besagtem Ehrenamt kam. „Doch war ich bald enttäuscht vom eigenen Verein in Grundhof, der seinerzeit seine Schiris kaum unterstützte. Deshalb wechselte ich zum Verein IF Stjernen nach Flensburg, pfiff fortan für den Klub aus Engelsby.“ Die ehrenamtliche Tätigkeit als Schiedsrichter gefiel ihm mit zunehmender Zeit immer besser, er fand richtig Gefallen an diesem manchmal nicht ganz einfachen Job im Fußball. Recht schnell machte Gerhard Pastor sich so einen guten Namen auf den Fußballplätzen der Region, leitete nach und nach immer häufiger auch Spiele auf den höheren Ebenen wie Bezirk und sogar auf Landesebene. Sein Naturell und sein souveränes Auftreten erleichterten ihm sicherlich die jeweilige Spielleitung. Er war stets regelsicher, hatte selbst gekickt, kannte nach und nach die meisten Spieler, Betreuer und Trainer, war selbstbewusst, und – ganz wichtig – nicht auf den Mund gefallen. So hatte er beinahe für jede Situation auf dem Spielfeld den richtigen Spruch auf Lager, tröstete und beruhigte so manchen Heißsporn auf den Fußballplätzen in und rund um Flensburg.

TSB Flensburg
Irgendwann in den 70er Jahren war Gerhard auch bei IF Stjernen nicht mehr sehr glücklich, und wechselte deshalb auf die andere Seite der Flensburger Förde, trat dem TSB Flensburg bei und war nun sportlich auf dem Eckener Platz zu Hause.
Beim TSB Flensburg hatte die „Schiedsrichterei“ seinerzeit einen hohen Stellenwert. Heiner Momsen war damals schon seit vielen Jahren der Schiedsrichter-Obmann für den Verein TSB Flensburg. „Wir hatten damals 15 Schiedsrichter, die für den TSB pfiffen“, weiß Gerhard noch. Es war üblich, dass beim ersten gemeinsamen Treffen vor einer neuen Saison einer von den neuen Schiris eine Ansprache hielt. Die Vereinsprominenz war zugegen, einschließlich Helmut Schumann, jahrelang Chef des einflussreichen Selbsthilfe-Bauvereins SBV, einem der großen Gönner des TSB. Schumann war ein stadtbekannter positiv „Fußballverrückter“, ein ganz spezieller und besonderer Charakter, der bei der Führung des Vereins oft genug seinen eigenen Willen durchzusetzen pflegte und durchaus auch mal unbequem sein konnte. „Ich hielt also meine Rede als Neuer, bedankte mich ausdrücklich besonders bei Helmut Schumann dafür, dass er uns Schiris immer bei jedem Heimspiel so vorbehaltlos unterstützte: „Lieber Helmut, wir Schiris sind Dir ja so dankbar, dass Du uns das ganze Spiel hindurch immer Hilfestellung von oben vom Balkon des Clubheims gibst, dass Du ständig reinrufst „Schiri, Abseits“ oder „Mann pfeif doch endlich mal“. Anfangs sorgte das nur für verhaltenes Schmunzeln im Saal, doch Helmut Schumann hatte durchaus Humor, lachte herzhaft über meine frechen Anekdoten und so kam meine Ansprache sehr gut an.“

Karriere als Schiedsrichter
Gerhards Leistungen auf dem Platz blieben auch den Vorstandsherren auf unterschiedlichen Ebenen nicht lange verborgen. „Ich wurde im damaligen Kreisfußballverband Flensburg in den Schiri-Ausschuss gewählt, war dort lange Jahre als Beisitzer in vielen Funktionen tätig. Vom Lehrwart in Regelkunde (immerhin 35 Jahre lang) über den aufreibenden Job als Schiedsrichter-Ansetzer – den zwar „nur“ für 4 Jahre, um den Schiri-Obmann Heiner Momsen, den ich ja aus meinem Verein gut kannte, zu entlasten. Sogar die zahlreichen Spesenabrechnungen der Schiri-Kollegen und die daraus folgenden Auszahlungen fielen in jener Zeit in mein Ressort.“ Als ob das noch nicht reichte, war er auch noch auf Landesebene beim SHFV tätig, war ebenfalls als (dritter) Lehrwart für Regelkunde regelmäßig in Malente im Einsatz. „Die Trainer-Fortbildung und zahlreiche Wochenend-Lehrgänge standen für mich immerhin vier Jahre lang auf dem Programm in der Sportschule des SHFV – eine zeitraubende Angelegenheit, die mir aber dennoch viel Freude machte!“
An den meisten Wochenenden war er auf den Fußballplätzen in ganz Schleswig-Holstein unterwegs, pfiff 14 Jahre lang unzählige Punkt- und Pokalspiele auf allen Ebenen bis rauf zur höchsten Spielklasse Schleswig-Holsteins, oder war als offizieller Beobachter seiner Schiri-Kollegen im Einsatz. Im Winter kamen regelmäßig zahllose Einsätze bei unzähligen Hallenturnieren noch dazu.
Er erlebte in seinem Schiri-Leben durchaus einige sportliche Höhepunkte. „Schon 1982 sollte ich ein Freundschaftsspiel im hiesigen Stadion zwischen Flensburg 08 und dem Hamburger SV (damals in der Bundesliga) leiten. Doch leider sagte der HSV das Spiel kurzfristig ab, angeblich wollte der damals für den HSV aktive Franz Beckenbauer nicht in Flensburg antreten.“

„Doch mein Top-Spiel als „Schwarzer Mann“ bekam ich dann doch noch: Im Oktober 1988 durfte ich in Kiel ein Freundschaftsspiel zwischen FC Kilia Kiel und dem FC Bayern München pfeifen!“ Gerhard hat die Partie und das Drumherum noch in bester Erinnerung: „Die Bayern-Stars waren durchaus offen und sympathisch, legten keine Star-Allüren an den Tag. Als ich vorm Spiel zum Bayern-Kapitän Augenthaler sagte: Nun wollen wir mal auflaufen, da meinte der nur augenzwinkernd: „Laufen müssen wir später noch genug, lass uns mal lieber gemütlich zur Spielfeldmitte gehen!“ Auch der damalige Bayern-Manager Uli Hoeneß gab sich locker und volksnah, lobte das ganze Spektakel in Kiel, fand zudem anerkennende Worte zu Gerhards Spielleitung. „Ich bat ihn dann um einen Wimpel“, erzählt Gerhard. „Doch die waren bereits vergeben und verteilt, doch Hoeneß versprach mir, dass er mir welche nach Hause schicken würde.“ Das tat er dann auch tatsächlich einige Wochen später!
Im KFV Flensburg übernahm Gerhard später noch zusätzliche Aufgaben als Beisitzer im Kreisgericht. „Ich war zuständig für die „Rot-Sünder“ in der Kreisliga Flensburg“, schmunzelt Gerhard. Auch die Aufgabe erledigte er mit gewohnter Souveränität. „Auch wenn nicht jeder Sünder mit meinen Urteilen einverstanden war“, weiß er noch gut.
Anerkennung fürs Ehrenamt
Im Jahr 2012 wurde Gerhard Pastor auf dem Ehrenamtsabend des KFV für 40 Jahre Tätigkeit als Schiedsrichter mit einem gravierten Glaspokal geehrt. Längst hatte er schon diverse andere Auszeichnungen für sein Wirken erhalten. So wurde er bereits 1990 mit der Goldenen Schiedsrichter-Ehrennadel des SHFV ausgezeichnet.
Seine letzten aktiven Jahre als Schiedsrichter pfiff er für den TSV Munkbrarup. „Die hatten einen ständigen Mangel an Schiris, fragten deshalb beim TSB nach, ob sie von dort einen „schwarzen Mann“ leihweise übernehmen dürften. So kam es zu einem nochmaligen Vereinswechsel, ich pfiff nun beitragsfrei für die Munkbraruper.“ Nach gut 40 Jahren hängte Gerhard seine Pfeife an den Nagel: „Immerhin vier Jahrzehnte lang mussten hier im Norden mehrere Kicker-Generationen nach meiner Pfeife tanzen“, lacht Gerhard. Das langte ihm offenbar – obwohl viele Fußballkenner ihn gern noch einige Jahre länger als aktiven Schiri gesehen hätten.

Umwälzungen in seinem privaten Bereich
Die beiden Söhne wurden älter und wuchsen heran. Beide fanden ihren Platz im Leben und machten etwas aus sich. „Der eine lebt heute mit seiner Familie in Dresden, der andere nicht ganz so weit weg, in der Nähe von Rendsburg“, ist er rundum zufrieden mit dem Werdegang der Kinder. Beide Söhne haben längst eine eigene Familie, insgesamt 4 Enkelkinder haben die Pastors. Die Ehe von Gerhard und Karin Pastor hat viele Jahre lang gut funktioniert, doch: „Nach 35 Ehejahren haben wir uns im Guten getrennt, jeder ging fortan seinen eigenen Weg“, beschreibt er die Trennung von seiner Ehefrau. „Doch wir haben auch heute noch guten Kontakt zueinander, treffen uns regelmäßig auch mit den Kindern und deren Familien.“
Nach der Trennung in 2004 blieb seine Frau im gemeinsamen Haus in Böns- trup wohnen, er zog um nach Wees in die Moorstraße. „Wir hatten schon vor Jahren eine Eigentumswohnung in Mürwik gekauft, die wir allerdings stets vermietet hatten. Die bekam ich nach der Trennung bei der Aufteilung unseres gemeinsamen Besitzes zugesprochen.“

Eine neue Beziehung
Im Jahr 2004 lernte er seine heutige Partnerin Ingrid kennen. „Wir begegneten uns bei einem Computerkurs in Langballig, waren damals beide alleinlebend, und fanden uns schnell sympathisch und mehr …“ Die beiden wurden bald ein Paar, wollten den weiteren Lebensweg gemeinsam gehen und bezogen im Jahr 2005 die bereits erwähnte Eigentumswohnung in der Rabenslücke im Stadtteil Mürwik.
Gerhard und Ingrid fühlten sich schnell wohl in der für sie beide neuen Wohnung und dem schönen Umfeld am Flensburger Stadtrand, in fußläufiger Nähe etwa zur Solitüde und dem Twedter Plack sowie dem Naturschutzgebiet Twedter Feld.
Eine gute und freundliche Nachbarschaft im doch recht großen Mehrfamilienhaus war zudem sehr hilfreich beim Ankommen ebendort. Durch den Tipp einer neuen Nachbarin kamen die beiden zu ihrem gemeinsamen Hobby, das sie auch heute noch gemeinsam mit Freude betreiben.

SeniorenNet Flensburg
Gerhard hatte schon immer ein Faible für Technik, sammelte schon seit vielen Jahren Fotoapparate aller Größen, Preisklassen und technischer Ausstattung. So war es naheliegend, dass er sich mit zunehmender Digitalisierung auch für die allgemeine IT-Entwicklung begeistern konnte – im Gegensatz zu vielen anderen seiner Generation, die „mit Computer, Internet, Smartphone usw. nichts am Hut“ hatten. Besagte Nachbarin nahm die beiden einfach mal mit zu einem Treffen des SeniorenNet Flensburg, einem „Computerclub 55+, von Senioren für Senioren“, wie es auf dem Internet-Auftritt des Vereins kurz und knackig beschrieben wird.
„Schnell merkten wir, dass das tatsächlich „unser Ding“ war“, erinnert sich Gerhard an die Anfänge in jenem Verein. „Im SeniorenNet Flensburg sind Ingrid und ich gemeinsam seit dem 7. November 2006 Mitglied und regelmäßig dort aktiv.“ Auch hier bei den PC-Senioren in der Sankt-Jürgen-Straße 99, im Haus des Offenen Kanals Flensburg, merkte man schnell, dass Gerhard ein Mensch ist, der gut mit anderen umgehen kann, durchaus für „höhere Aufgaben“ geeignet und einsetzbar ist.
„Von 2010 bis 2016 war ich als 1. Sprecher für den Verein aktiv, musste dann aber gesundheitlich etwas kürzertreten. Im Haus des Offenen Kanals fühlen wir uns wohl und gut integriert, uns stehen im Hause eigene Räume zur Verfügung, mittwochs verfügen wir über einen Studioraum, zudem können wir diverse Seminarräume für unsere Kurse und Veranstaltungen nutzen.“
Gerhard ist heute noch als Ansprechpartner für Notebooks, das Einrichten von Laptops mit Windows-Betriebssystem, das Einsetzen von SSD-Festplatten, Installieren von Programmen usw. tätig. Zudem kümmert er sich um iPads und iPhones mit Apple-Betriebssystem, um nur einige seiner Jobs dort aufzuzählen. Beide sind regelmäßig mehrfach wöchentlich in den genannten Räumlichkeiten anzutreffen.

Der Rentner-Alltag
Über Langeweile beklagen sich sowohl Gerhard als auch Ingrid aktuell überhaupt nicht. „Wenn das frühlingshafte und schöne Wetter lockt, sind wir auch gern und regelmäßig zu Fuß im näheren Umfeld unterwegs. Neben dem SeniorenNet fahren wir auch gern mal Richtung Mecklenburg-Vorpommern an die Ostseeküste, haben schon einige Male im Ostseebad Wustrow einen herrlichen Urlaub verbracht. Wir besuchen gelegentlich auch mal die Kinder und Enkelkinder, und immer mal wieder sind wir zu größeren Feiern eingeladen, etwa runde Geburtstage, Goldene Hochzeiten u. ä. – wobei die Ziffern der runden Geburtstage schon erstaunliche Höhen erreichen“, schmunzelt Gerhard. „Doch so ist es nun einmal: Wir werden älter, die anderen Freunde und Bekannten natürlich auch … deshalb sollte man das Hier und Jetzt entsprechend genießen!“ Dem ist wahrlich nichts hinzuzufügen!
Lieber Gerhard und liebe Ingrid: Bleibt noch möglichst lange fit und gesund, genießt die gemeinsame Zeit und alles, was das Leben so zu bieten hat!
Das Flensburg Journal bedankt sich bei den beiden für ein humorvolles und höchst interessantes Gespräch!
Text: Peter Feuerschütz
Fotos: Benjamin Nolte, privat