Der private Wohlstand der Deutschen hat vor dem Krieg in der Ukraine einen Höchstwert erreicht. Er liegt erstmals bei mehr als 20 Billionen Dollar. Begleitet wurde dies allerdings durch zuletzt einzigartige Rahmenbedingungen. Das hat jetzt ein Ende. Nun gilt es, den häufig auftretenden „Bankguthaben-Fehler“ zu vermeiden.
Vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine hatte dieser private Wohlstand gerade einen neuen Rekordwert erreicht. Verschiedene Daten lassen aber schon jetzt darauf schließen, dass die Vermögen der Bundesbürger in diesem Jahr nicht oder kaum noch wachsen, sondern eher schrumpfen werden.
Das Finanzvermögen in privater Hand ist vergangenes Jahr so stark gestiegen wie seit über einer Dekade nicht mehr, wozu neben steigenden Aktienkursen vor allem Sachwerte beigetragen haben. Das Investoreninteresse an Immobilien, Edelmetallen, Uhren, Kunst und anderen physischen Anlagen steigt stetig. So besitzen in Deutschland etwa 3.000 „Superreiche“ rund ein Fünftel des Finanzvermögens, hauptsächlich in Sachwerten.
Nun waren der Erwerb und die Verteilung von Reichtum seit jeher ein gesondertes Thema. Klar ist jedoch, dass Haus- und Wohnungseigentümer hierzulande im Vorteil sind. Der jahrelange Preisboom bei Immobilien hat viele Bundesbürger rechnerisch zu Vermögensmillionären gemacht – allein weil das Eigenheim inzwischen einen sechs- oder gar siebenstelligen Marktwert aufweist. Allein deshalb betone ich immer wieder, dass in jedes gut strukturierte Portfolio Immobilieninvestments gehören.
Klammert man das Immobilienvermögen aus, ist es in Deutschland schon sehr viel schwieriger, als reich zu gelten oder reich zu werden. Denn das sonstige Vermögen entfällt noch immer hauptsächlich auf Bargeld und Bankeinlagen, die nur geringe oder gar keine Erträge erwirtschaften, was inzwischen allgemein bekannt sein dürfte. Angesichts einer Inflationsrate von 7,9% aus Mai 2022 ein kaum nachvollziehbarer Zustand.
Rechnete man hingegen Immobilien mit, wuchs der Wert aller privaten Vermögensgegenstände im vergangenen Jahr um acht Prozent. Damit expandierte der private Wohlstand in Deutschland sogar schneller als im westeuropäischen Schnitt, der ein Plus von sechs Prozent ausweist. Weltweit ging es noch schneller nach oben. So legte der Reichtum der Nationen im zweiten Coronajahr global um beachtliche elf Prozent zu.
Vordergründig ergibt sich eine eher positive Perspektive, die aber durch die extrem günstigen Voraussetzungen -wie geschildert- relativiert werden muss. Ganz offensichtlich haben diese Bedingungen den Preis vieler Vermögenswerte in Dollar und Euro aufgebläht. So erlebten fast alle Industrieländer eine Ära des ultrabilligen Geldes.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Leitzins bereits 2016 auf null Prozent gesetzt, die USA schlossen sich vier Jahre später, in der Coronakrise an. Mit dem Ausbruch der Pandemie Anfang 2020 wurde zudem die Geldmenge massiv ausgeweitet, sowohl in Europa als auch verstärkt jenseits des Atlantiks.
Fast ein Drittel aller heute existierenden Dollar sind in dieser Zeit „gedruckt“ worden. Die ausreichende Liquidität hat die Preise von fast allen Vermögenswerten nach oben getrieben – von Immobilien über börsengehandelte Unternehmen und vorbörsliche Beteiligungen bis hin zu Sammler- und Spekulationsgütern.
Da die Währungshüter nun aber den Schalter 2022 umgelegt haben und die Liquiditätsschleusen langsam schließen, ist zu erwarten, dass auch die Preise von Vermögenswerten einen Dämpfer erfahren werden. Dazu droht der wichtigsten Form von privatem Geldvermögen in Deutschland, dem Bankguthaben, noch ein anderes Problem. Dies bezieht sich auf die nach Angaben der Bundesbank deponierten drei Billionen Euro als Bargeld oder als Guthaben auf Bankkonten.
Zwar unterliegen diese Gelder einer Einlagensicherung, diese berücksichtigt jedoch nicht die Kaufkraft des angesparten Geldes. Und diese Kaufkraft ist bereits seit dem zweiten Halbjahr 2021 nachhaltig ins Rutschen gekommen. Für 2022 erwarten Ökonomen daher eine Geldentwertung von sieben Prozent oder mehr, heißt: die 100.000 Euro auf dem Konto werden Ende des Jahres 7.000 Euro weniger Kaufkraft haben als zu Jahresbeginn.
An den Wertpapierbörsen hat bereits eine Korrektur begonnen. So stehen Indizes wie der Dax oder der amerikanische S&P500 ein Zehntel niedriger als Anfang des Jahres, von Kryptowährungen ganz zu schweigen. Auch wird sichtbar, dass bei Immobilien die Preise nicht ins Unermessliche steigen. In Erwartung steigender Leitzinsen hat sich unterdessen Baugeld bereits rapide verteuert.
Nachdem Deutschlands Sparer bereits 2021 mit ihren Bankeinlagen nach Abzug der Geldentwertung ein dickes Minus von 83 Milliarden Euro gemacht haben, dürfte sich der reale Verlust 2022 noch beschleunigen. Die Prognose liegt bei 170 Milliarden Euro. Das wären rechnerisch mehr als 4.000 Euro pro Haushalt, wie der Finanzexperte Daniel Franke von Tagesgeldvergleich.net auf der Basis von Bundesbank-Daten errechnet hat.
Deshalb kann man Anlegern nur dringend raten, ihr Vermögen auf mehrere, gewinnbringende sachwertorientierte Anlagen zu diversifizieren. Das war in der Vergangenheit der ausschlaggebende Grund, warum der private Wohlstand in anderen Ländern – selbst solchen mit niedrigeren Einkommen – schneller gewachsen ist als in Deutschland.

Lars Pommerening
Geprüfter Finanzanlagenfachmann (IHK)
Business Coach (IHK)
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