Bahnhöfe sind stets spezielle Orte in den Städten: Niemand ist dort zuhause, doch viele Menschen nutzen sie sehr häufig auf ihren Wegen und Reisen – wohin auch immer … Für manche Menschen sind die Bahnhöfe Arbeitsplatz, für andere nur Durchgangsstation, einige sind hier irgendwie „gestrandet“. Was viele deutsche Bahnhöfe allerdings gemeinsam haben: die Bahnhofsmission.
Die Anfänge
Mittlerweile seit über 130 Jahren gibt es die Bahnhofsmission, sie trat erstmals im Herbst 1894 im Berliner Schlesischen Bahnhof (heute Ostbahnhof) in Erscheinung. Auftrag und das Ziel waren seinerzeit, den in die Stadt reisenden Frauen und Mädchen aus dem Umland Schutz vor Ausbeutung und Missbrauch bieten zu können.

Die Bahnhofsmission in Flensburg
Im Jahre 1927 gründete die Flensburger Pastorentochter Elisabeth Birckenstaedt hier den Verein „Freundinnen junger Mädchen“, in dem anfangs nur Frauen aktiv waren. Auch hier diente die Vereinsgründung dem Schutz für allein reisende Frauen. Am 1. Oktober 1927 nahm dieser Verein seine Tätigkeit auf, zuerst noch am alten Flensburger Bahnhof, dem heutigen ZOB-Gelände. Erst zwei Monate später zog man um in den gerade ganz neu gebauten Bahnhof – an den heutigen Standort. Träger der hiesigen Bahnhofsmission sind die Diakonie Flensburg und der Caritasverband für das Erzbistum Hamburg.

Die Geschichte der Mission im Wandel der Zeiten
Längst ist sie zu einer festen sozialen Einrichtung in ganz Deutschland geworden, hat sich im Laufe der Jahrzehnte wegen der vielfältigen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen mehrfach neu aufstellen müssen, war sogar in den Jahren des NS-Regimes lange verboten, ist aber stets wieder „auferstanden“ und hat ihren Wert so nachhaltig beweisen können. Die Bahnhofsmission legt auch heute im inzwischen 131. Jahr ihrer Existenz (und im 98. Jahr in Flensburg) ein überzeugendes Zeugnis ihrer Lebendigkeit ab. Weiterhin inspiriert sie die dort agierenden Mitarbeiter immer wieder, anderen hilfsbedürftigen Menschen unbürokratisch und – teilweise – auch außerhalb der üblichen Bürostunden mit Unterstützungsmaßnahmen zur Verfügung zu stehen. Sie hat durch ihr soziales Wirken auf vielerlei Weise Leben bestärkt und bewahrt. Dabei versteht sie sich auch als „Kirche am Bahnhof“, zumindest was den sozialen Sektor angeht.
„Wir nennen uns zwar „Bahnhofs-Mission“, wollen aber mit unserem Tun keinen Menschen „missionieren“, versichern mir glaubhaft meine Gesprächspartner. „Ähnlich wie die Seemanns-Mission sehen wir uns zuallererst als helfende und unterstützende Mitmenschen“, ergänzen sie lächelnd. „Die durchgängigen Kennzeichen der Bahnhofsmission bleiben wie seit eh und je die uneingeschränkte, gleiche Würdigung aller Menschen, die Hilfe und Begleitung in Notsituationen, das ehrenamtliche Engagement vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das ökumenische Miteinander sowie ihr ganz besonderer Ort: der Bahnhof.“

Die Bahnhofsmission Flensburg heute
Das aktuelle Team der hiesigen Mission besteht aus insgesamt 10 Ehrenamtlern, von denen noch vier beruflich aktiv sind, die anderen sind beruflich bereits im Ruhestand.
Jeder von ihnen leistet pro Woche (Montag bis Samstag, jeweils von 10 bis 14 Uhr) mindestens eine vierstündige Schicht am Gleis 1/2 des Flensburger Bahnhofs, in den dortigen Räumen der Mission.
Dazu Manfred Ohlsen: „Unsere Aufgaben sind sehr abwechslungsreich, jeder Tag verläuft anders und einzigartig: Neben der Einstiegs- und Umsteigehilfe und Auskünften zu den Fahrtzeiten helfen wir außerdem jedem Menschen, der am Bahnhof Hilfe benötigt, mal mit einer Tasse Kaffee und einem Frühstück, oder auf Wunsch auch gern mit einem Gespräch.
Falls erforderlich, vermitteln wir unsere Gäste selbstverständlich weiter an eine der örtlichen und passenden Beratungsstellen.“

Wie könnte auch ich Teil des Teams werden?
Nach einer „Schnupperphase“ am Bahnsteig (die stets gemeinsam mit einem „alten Hasen“ absolviert wird) werden neue Ehrenamtler in einer Art „Grundausbildung“ auf ihre zukünftige Arbeit vorbereitet. Diese findet für den Bereich Norddeutschland an zwei Wochenenden in Hamburg statt. Zusätzlich stimmen die Teamangehörigen sich in regelmäßig stattfindenden Teambesprechungen ab und diskutieren über aktuelle Probleme.
Die Bahnhofsmission Flensburg sucht
Die drei Teamer, die uns im Gespräch Rede und Antwort standen, sind auch nach teilweise vielen Jahren Tätigkeit in diesem Ehrenamt noch „Feuer und Flamme“ für diesen Job. Und sie wissen: Gibt es eine schönere Belohnung als ein Lächeln von jemandem, dem man helfen konnte? Und sie fassen zusammen: „Der Dienst im Team einer Bahnhofsmission ist sicherlich manchmal herausfordernd – ganz direkt bekommen wir aber auch den Dank und die Freude der Menschen zu spüren. Und das freut uns alle sehr!“

Passen wir zusammen?
Die drei Gesprächspartner fassen gern für uns zusammen, für wen eine ehrenamtliche Tätigkeit in der Bahnhofsmission sicher geeignet wäre: „Wenn Sie also ein Mensch sind, der seinen Mitmenschen und deren Sorgen aufgeschlossen gegenübersteht, körperlich und geistig fit und älter als 18 Jahre sind, dann sind Sie bei der Bahnhofsmission Flensburg als ehrenamtlicher Kollege oder Kollegin herzlich willkommen. Die Arbeit im Team und mit unseren Gästen wird Ihnen garantiert viel Freude bereiten, wenn Sie offen für Neues und Herausforderndes sind, selbst stabil im Leben stehen, zuhören und selbständig handeln können.“
„Auch für Jüngere und weniger Erfahrene gibt es oft Möglichkeiten, reinzuschnuppern und mitzuhelfen, sprechen Sie uns gerne an. Wir brauchen Menschen mit unterschiedlichen Stärken. Was liegt Ihnen besonders? Für Ihre Aufgabe bilden wir Sie ordentlich aus und weiter. Sie erwerben bei uns fachliche und soziale Kompetenzen. Und wir freuen uns auch auf Ihre persönliche Idee zur Bereicherung des Angebots der Bahnhofsmission.
Zur Verstärkung unseres Teams suchen wir dringend Menschen, die bereit sind, einmal in der Woche an einem der Werktage Montag bis Freitag ehrenamtlich am Bahnhof tätig zu sein. Jede/r Interessierte kann sich unverbindlich an uns wenden und ein Informationsgespräch führen. Danach besteht die Möglichkeit, unsere Arbeit durch eine individuelle „Schnupperphase“ kennenzulernen. Kontaktaufnahme ist telefonisch, per Mail, via Facebook oder durch einen spontanen Besuch während unserer Dienstzeiten am Bahnhof (zwischen 10 und 14 Uhr) möglich.
Alle Teamangehörigen erhalten Fahrgeld, einen Parkausweis, zudem werden alle Ehrenamtler zu Weihnachten und am Geburtstag mit einem Präsent bedacht, zudem finden einmal jährlich Ausflüge oder ein gemeinsames Weihnachtsessen statt.“
Interessiert? Dann nehmen Sie gern Kontakt auf mit Ihrer Bahnhofsmission vor Ort. Wir freuen uns auf Ihren Anruf oder Ihre Mail! Das Flensburg Journal bedankt sich bei den drei ehrenamtlichen Gesprächspartnern der Bahnhofsmission für ein interessantes und zielführendes Gespräch!
Kontaktdaten:
Am Bundesbahnhof 1, Flensburg
Tel. 0461 – 2 58 45
flensburg@bahnhofsmission.de
www.bahnhofsmission-sh.de
Das Gespräch führte Peter Feuerschütz.
Fotos: Bahnhofsmission Flensburg