Die Fußball-Europameisterschaft ist das große sportliche Ereignis dieses Sommers. Gespielt wird in zehn deutschen Großstädten. Es gibt aber auch einen kleinen Ableger. Bei der „Europeada“ treten die Teams vieler Minderheiten an. Dieses Turnier wird dieses Mal vom 30. Juni bis zum 6. Juli beiderseits der deutsch-dänischen Grenze ausgetragen. Deshalb rollt der Fußball auf 14 Feldern in Nordschleswig, Nordfriesland und Südschleswig.
Die „Europeada“ findet seit 2008 zum fünften Mal statt, zum dritten Mal ist auch ein Frauen-Turnier ausgeschrieben. 25 Teams sind bei den Männern gemeldet, neun bei den Fußballerinnen. Da bekommen es die Zimbern aus Italien mit den Friesen zu tun, die Okzitaner aus Frankreich treffen auf die türkischsprachigen Mescheten, und die tschechisch-slowakische Minderheit Rumäniens spielt gegen die deutsche Minderheit Polens. Ein sportlicher Wettstreit, der um kulturelle und politische Noten bereichert wird. „Der Fußball dient als Plattform, um auf Themen und Problematiken der Minderheiten aufmerksam zu machen“, erklärt Ruwen Möller.

Europeada – Ein grenzübergreifendes Fußball-Ereignis mit besonderer Note

Organisationsbüro in der Norderstraße

Er ist der Projektleiter der „Europeada“ und seit März 2023 am Ball – als SSF und SdU, zwei Organisationen der dänischen Minderheiten, eigens für die Ausrichtung eine gemeinnützige GmbH aus der Taufe hoben. Ruwen Möller ist diese Aufgabe wie auf den Leib geschrieben. Bei den ersten drei Auflagen war er als aktiver Spieler dabei, berichtete auch als Sportreporter der „Flensborg Avis“ von diesem Turnier. Und beim letzten Mal in Kärnten war er Team-Manager der Mannschaft „Syd­slesvig“. Es fehlte also nur die Organisationsschiene. Naheliegend, dass sich der 43-Jährige um diese Stelle bewarb, als die Minderheiten der deutsch-dänischen Grenzregion den Zuschlag für die aktuelle Ausrichtung erhalten hatten.
Die Drähte laufen im „Flensborghus“ in der Norderstraße zusammen. Dort sitzen Ruwen Möller und Koordinator Tim Frogier, der im November einstieg, in einem gemeinsamen Büro und kümmern sich um die Umsetzung des Konzepts. Dabei halten sie stetigen Kontakt zur „Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten“ (FUEN), dem größten Dachverband der nationalen Minderheiten in Europa. Für die „Europeada“ wurde eine eigene Arbeitsgruppe installiert – mit je einem Vertreter der hiesigen dänischen Minderheit, der deutschen Minderheit in Nordschleswig, der Friesen sowie der Roma und Sinti.

Eine Veranstaltung für Amateur-Fußballer

Das besondere Fußball-Turnier ist nicht für Profis gedacht. So ist Noel Kurzbach im Team „Sydslesvig“ der ranghöchste Kicker. Er spielt im Alltag für den Regionalligisten SC Weiche 08. „Ich bin schon stolz, auf diese Weise die dänische Minderheit zu repräsentieren“, sagt der 23-Jährige vor seiner Premiere bei der „Europeada“. Sie fügt sich zwischen den letzten Spielen der alten Saison, der Vorbereitung zur neuen Spielzeit und einigen Prüfungen an der Universität ein. Ein enges Programm. Dennoch blickt Noel Kurzbach nicht ohne Ehrgeiz auf diese besondere Europameisterschaft. „Wir rechnen uns schon etwas aus“, sagt er. „Wir wollen besser abschneiden als beim letzten Mal, sind aber nicht der Top-Favorit.“ Beim letzten Mal langte es zu Platz vier. Titelträger ist Südtirol.

Europeada – Ein grenzübergreifendes Fußball-Ereignis mit besonderer Note

Endspiele in Flensburg-Weiche

Im Flensburger Raum stehen vier Spielstätten zur Verfügung. Neben Harrislee und den Plätzen von DGF und IF Stjernen fiel die Wahl auf Flensburg-Weiche als Ort der Endspiele. Das Manfred-Werner-Stadion lockt mit seiner Kapazität. „Wir müssen mit 1000 Zuschauern rechnen“, erklärt Ruwen Möller. „Allein die Sorben haben sich mit 200 Leuten angekündigt, darunter eine Blaskapelle.“
Der Projektleiter hatte frühzeitig mit Regionalliga-Geschäftsführer Christian Jürgensen und dem Vorstand des SC Weiche 08 Kontakt aufgenommen. „Unsere Mitglieder setzen sich aus Sportlern vieler Nationalitäten zusammen, und wir leisten täglich einen aktiven Beitrag zur Integration in unsere Gesellschaft“, erklärt der SC-Vorsitzende Bernd Bleitzhofer. „So haben wir bei der Anfrage zur Ausrichtung des Finaltages nicht eine Sekunde gezögert und sofort unsere Unterstützung zugesagt.“ Der Spielplan für den 6. Juli bei der „Europeada“ sieht so aus: Um 11 Uhr bestreiten die Frauen ihr Finale, um 14 Uhr folgen die Männer. Und um 18 Uhr können alle gemeinsam das Viertelfinale der großen Fußball-Europameisterschaft schauen.

Text und Fotos: Jan Kirschner

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