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Start Sport SG Flensburg Handewitt SG-Spieler-Portrait: Johannes Jepsen

SG-Spieler-Portrait: Johannes Jepsen

Es geht ins „Gartenhaus“. Das ist ein kleiner Besprechungsraum in der Flensburg-Akademie, wo die Handball-Talente „geschmiedet“ werden. Auf einer Tafel sind die Leistungsmannschaften im Nachwuchsbereich der SG Flensburg-Handewitt gelistet. Johannes Jepsen, der aktuelle Gesprächspartner, spielt gleich in zwei Mannschaften: Für das Junior-Team in der 3. Liga und für die A-Jugend. Beim 19-jährigen Torwart dreht sich derzeit fast alles um Handball.
Praktisch, dass die Wege kurz sind: Nur fünf Minuten sind es mit dem Fahrrad vom Elternhaus zur Duburg­halle, zum Alten Gymnasium und zur Flensburg-Akademie. Johannes Jepsen
tummelt sich in den Freistunden im Kraftraum, fährt nach der Schule zu einer Torwart-Spezialeinheit oder zum Mannschafts-Training. „Die Nachwuchsarbeit hat mit der Flensburg-Akademie wirklich sehr gute Bedingungen“, sagt Johannes Jepsen. Er ist so alt oder – besser gesagt – so jung wie das Jahrtausend, investiert aber eine Menge in die erhoffte Karriere. Für weitere Freizeitbeschäftigungen fehlt da die Zeit. Das Talent verschmerzt es mit einem Lächeln. „Handball ist mein Hobby“, sagt es. „Es ist zwar sehr zeitintensiv, bringt mir aber viel Spaß. Außerdem habe ich beim Handball viele Freunde.“ Und auch Freundin Kübra, die gerne bei den Spielen auf der Tribüne sitzt, akzeptiert den enormen Aufwand.
Auf 42 Länderspiele in der Jugend-Nationalmannschaft hat es Johannes Jepsen schon gebracht. Auf die jüngsten Lehrgänge hat er allerdings verzichtet. Das Abitur stand im Mittelpunkt. Vor und nach den Osterferien standen die Klausuren in Mathe, Deutsch und Erdkunde auf dem Programm. Es folgen noch zwei mündliche Prüfungen: Biologie und Sport. Am Alten Gymnasium, das den jungen Torwart wegen des Handball-Trainings vom Schulsport befreit hat und auch bei der Beurlaubung für spielbedingte Reisen kompromissbereit ist, kann der Handball als Schwerpunkt gewählt werden. Johannes Jepsen wird sich in Theorie und Praxis mit zwei Positionen beschäftigen: Torwart und Kreisläufer.
Er stand nicht immer zwischen den Pfosten und war auch nicht immer Handballer. Als kleiner Junge stürmte er für den TSB Flensburg auf dem Eckenerplatz. Neben der Kickerei wuchs der Reiz einer neuen Sportart. Sicherlich trug dazu auch der eine oder andere Besuch in der „Hölle Nord“ mit seinen Eltern, die schon seit vielen Jahren vom SG-Bazillus befallen sind, bei. Eines Tages schaute sich der Steppke eine Übungseinheit der E-Jugend an. Kurz darauf war er Jugendspieler der SG, Hauke Grösch sein erster Trainer. In der D-Jugend ging es in den Kasten. „Es ist ein besonderer Kick, wenn man einen Ball hält“, verrät Johannes Jepsen. „Mit einer sehr guten Torwart-Leistung gewinnt das ganze Team. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass meine Talente im Feld nicht so berauschend waren.“
Bei der Entwicklung zum Jugendnationalspieler half auch eine Ikone: Jan Holpert, Rekordspieler der Bundesliga und einer der besten Torhüter der Geschichte. Bei dessen Abschiedsspiel 2007 war Johannes Jepsen in der Halle. Seit fünf Jahren treffen sie sich ein bis zwei Mal die Woche, zu zweit oder mit weiteren Keepern, und feilen an der Technik. „Es ist schon cool, wenn man von einer Vereinslegende, von jemandem, der so viele Länderspiele bestritten hat, hilfreiche Tipps bekommt“, sagt der Nachwuchsmann. Und die Ikone? Was hält sie von den Fähigkeiten des 19-jährigen Schlussmannes: „Johannes hat ein sehr gutes 1:1-Verhalten, ist von Anfang an sehr wissbegierig gewesen und verfügt mit seinen jungen Jahren schon über viel Erfahrung und Selbstbewusstsein.“
Jan Holpert hat angeboten, seinen Schützling auch zukünftig zu unterstützen. Denn im Sommer stehen große Veränderungen an. Vor einigen Monaten meldete sich Torsten Appel, der Geschäftsführer des TuS N-Lübbecke, an und offerierte dem jungen Flensburger einen Profi-Vertrag. Dieser beschaute sich Videos und Infos seiner zukünftigen Wirkungsstätte, sah via Live-Stream Spiele des Zweitligisten. Dann kam der Manager zu ihm nach Hause. Schließlich war der Kontrakt unterschrieben. Zusammen mit dem erfahrenen Ungarn Peter Tatai wird Johannes Jepsen ab der nächsten Saison das TuS-Torhüter-Gespann bilden. Zusätzlich möchte er in Bielefeld mit einem Studium beginnen – wohl Sport und Biologie. „Nur Handball könnte auf Dauer schwierig werden: Lübbecke ist ja nicht so groß und bietet nicht viel Abwechslung“, erzählt Johannes Jepsen. „Außerdem war es mir und meinen Eltern wichtig, dass ich zur Absicherung etwas nebenher mache. Ich kann mich ja auch verletzen.“
Für den westfälischen Zweitligisten schlug er sogar ein Angebot des ruhmreichen FC Barcelona aus. Anfang Januar war er für eine Woche am Mittelmeer, genoss die Stadt und besichtigte das Trainingsgelände des großen Klubs. Gleich neben den Ballwerfern residierte die Fußballabteilung. Die war allerdings abgeschottet, sodass der Flensburger keinen Star entdeckte. Er erhielt ein paar Einblicke von Jannek Klein und Juri Knorr, zwei Bekannten aus der Jugend-Nationalmannschaft, und nahm an einem Probe-Training bei der zweiten Mannschaft teil. „Es fiel mir schwer, abzusagen“, gibt Johannes Jepsen zu. „Aber die zweite spanische Liga ist längst nicht so stark wie die zweite Bundesliga. Die sportlichen Perspektiven erscheinen mir in Lübbecke besser zu sein.“
Er weiß, dass er sich weiter verbessern muss. „Gerade bei den Würfen brauche ich noch etwas mehr Ruhe“, erzählt er. „Oft bin ich zu früh in der Bewegung.“ So war es auch bei einem Siebenmeter im Februar, seiner bislang einzigen Aktion in der Bundesliga-Truppe von Maik Machulla. Vor ihm tauchte Maximilian Holst von der HSG Wetzlar auf. „Aufgrund der Videos wusste ich, dass er gerne flach wirft“, verrät Johannes Jepsen. Doch er tauchte zu früh ab und saß auf dem Hosenboden, als der Ball über ihm ins Netz einschlug.
Bei anderen Spielen saß er 60 Minuten lang auf der Bank. Der junge Schlussmann war im letzten Mai mit zum Landesderby in Kiel, im Dezember mit nach Kassel und im Februar sogar mit in der Ukraine. Bei dieser längeren Reise fehlte dem Youngster plötzlich eine Trainingshose. Er beichtete seinen Notstand am Tisch. „Da stand Rasmus Lauge, ein Weltklassespieler, einfach auf und holte aus seinem Hotelzimmer eine Hose.“ Für Johannes Jepsen ist das ein schönes Beispiel, dass er auch von den großen SG-Stars gut aufgenommen wurde.
Text und Fotos: Jan Kirschner

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